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Botanik-Sensation – Neue fleischfressende Pflanze in Bayern entdeckt

Bisher kannten Wissenschaftler ihn nur aus Kulturversuchen: den Bayerischen Sonnentau. Nun gibt es den Nachweis eines natürlichen Vorkommens dieser Pflanze. Ihre Lebensweise ist ungewöhnlich.

Bayern meldet eine neue Pflanze: den Bayerischen Sonnentau (Drosera ×bavarica). Der Botaniker Andreas Fleischmann entdeckte in einem südbayerischen Moor gesammelte Exemplare der Pflanze im Nachlass eines Münchner Pflanzenfachmanns. Das teilte die Botanische Staatssammlung München am Dienstag mit.

Beim Bayerischen Sonnentau handelt es sich demnach um eine Naturhybride, also eine spontan entstandene natürliche Kreuzung aus zwei bekannten Arten – in diesem Fall aus dem Langblättrigen Sonnentau (Drosera anglica) und dem Mittleren Sonnentau (Drosera intermedia). Sonnentau-Gewächse sind fleischfressende Pflanzen, die dank Klebedrüsen an ihren Blättern Kleintiere wie Insekten fangen können, diese dann mithilfe von Enzymen zersetzen und die darin enthaltenen Nährstoffe aufnehmen. Die Sonnentau-Gewächse haben diese Lebensweise entwickelt, weil sie an natürlicherweise nährstoffarmen Standorten wie Mooren wachsen.

Die Staatssammlung erklärte weiter, Exemplare dieser Pflanze aus der freien Natur seien bisher unbekannt gewesen. “Dass diese Kreuzung aus den beiden Arten möglich ist, haben Kulturversuche aus Japan schon 1973 bewiesen. Dort wurde die Kreuzung künstlich in Kultur hergestellt. Aber in freier Natur gefunden hatte die Hybride bisher niemand.”

Nun aber entdeckte laut Mitteilung Andreas Fleischmann, Experte für fleischfressende Pflanzen bei den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns, einige Exemplare dieser Pflanze im Herbar des Münchners Paul Debbert (1934-2022). Diese Sammlung getrockneter und gepresster Pflanzen hatte er demnach der Botanischen Staatssammlung nach seinem Tod überlassen.

Debbert war wissenschaftlicher Assistent am Institut für Systematische Botanik der Ludwig-Maximilians-Universität München, wie es hieß. Der Botaniker wusste demzufolge um die Besonderheit seines schon über 30 Jahre alten Sonnentau-Fundes und bezeichnete diese Pflanze bereits auf seinen Herbarbögen mit dem von ihm neu vergebenen Namen “Drosera ×bavarica”.

“Leider gelang es Debbert vor seinem Tod nicht mehr, die neu entdeckte Pflanzenhybride wissenschaftlich zu beschreiben”, so die Staatssammlung. “Ihm wird diese Ehre nun postum zuteil.” Andreas Fleischmann habe die Pflanze anhand des vorliegenden Herbarmaterials beschrieben und ihr jetzt ganz offiziell den von Debbert vorgeschlagenen wissenschaftlichen Namen “Drosera ×bavarica” gegeben.