Das in München erscheinende „Sonntagsblatt“, die „Evangelische Wochenzeitung für Bayern“, schreibt über die Lage der sozialen Berufe:
„Du hast keine Lobby, aber nutze sie. So ähnlich muss es häufig sozialen Dienstleistern in den Ohren klingen, wenn es um ihre Belange im politischen Berlin geht.
Anderen geht es da besser: Von der Autoindustrie bis zu Versicherungswirtschaft ist Lobbyarbeit schon eher von Erfolg gekrönt.
Der hohe gesellschaftliche Nutzen vieler sozialer Dienste hingegen entspricht nicht ihrer Wertschätzung durch Staat und Kostenträger. Und das wiederum beeinflusst Jobsuchende und Auszubildende bei ihrer Berufswahl. Diese ist ja auch ein Reflex auf das öffentliche Image, auf Bezahlung und Arbeitsbedingungen.
Umso alarmierender ist der Nachwuchs- und Stellenmangel vor allem in den Berufen, die ganz nahe am Menschen orientiert sind. Von der Kita über die Jugend- und Sozialarbeit bis hin zu Krankenhäusern und Altenheimen gibt es Stress wegen Überlastung des Personals bei niedrigen Gehältern und chronischem Mangel an Finanzen und Fachkräften. (…)
Es ist vor allem den kirchlichen Wohlfahrtsverbänden und den Gewerkschaften zu verdanken, dass sie trotz oft bescheidener Erfolgsaussichten immer wieder den Finger in die Wunden des Sozialstaats legen. Allerdings hat selbst die jüngste Pflegereform in Sachen Personalbudget kaum Fortschritte gebracht. (…) Gerade in einem Wahljahr mit prall gefülltem Staatssäckel sollten die Menschen die Politik deshalb daran erinnern, dass soziale Daseinsfürsorge eine Kernaufgabe ist – mit Blick auf die Finanzierung, aber auch auf das Wertschätzen von Berufen und Mitarbeitern im Sozialbereich.
Soziale Arbeit ist kein Selbstläufer. Sie braucht eine stärkere Lobby.“