Berlin – Im Jahr 2017 hat es in Deutschland fast 100 gezielte Angriffe auf Christen und christliche Symbole gegeben. Darunter waren ein Tötungsdelikt, neun Körperverletzungen und ein Fall von Brandstiftung, wie die Zeitungen der Funke-Mediengruppe unter Berufung auf Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) berichteten.
In mindestens 14 Fällen seien „christenfeindliche Straftaten“ zwischen Asylbewerbern und Flüchtlingen begangen worden, so die Zeitungen. Davon wurden acht Taten in Asylunterkünften verübt. Der Tötungsfall hatte sich in Prien am Chiemsee im April 2017 ereignet. Dort soll ein afghanischer Asylbewerber eine afghanische Asylbewerberin mit dem Messer getötet haben. Das Opfer, das selbst zum Christentum konvertiert war, soll einen solchen Schritt auch dem Tatverdächtigen mehrfach nahegelegt haben. Ein Urteil wird in der nächsten Woche erwartet.
Das Innenministerium wies darauf hin, dass die Zahlen vorläufig seien. Eine Gesamtbilanz über politisch motivierte Gewalttaten, die sich gegen Christen, Muslime, Sinti und Roma oder Juden richten, will das BKA im März vorstellen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte darauf gedrängt, dass 2017 erstmals christen- oder islamfeindliche Hasskriminalität vom BKA gesondert erfasst wurde.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte den Funke-Zeitungen, Integration in Deutschland bedeute, „ohne Wenn und Aber“ die christlich-abendländische Wertekultur zu tolerieren. „Wer hier leben will, muss sich zwingend von einer christenfeindlichen Gesinnung verabschieden“, sagte Herrmann. „Sonst ist er in unserem Land schlicht nicht willkommen.“ Das sei kein bloßer Wunsch an die Flüchtlinge, „sondern eine zwingende Forderung“.
Der Innenpolitiker und Justiziar der Unionsfraktion im Bundestag, Ansgar Heveling (CDU), begrüßte es, dass jetzt „Klarheit über das Ausmaß“ der Übergriffe bestehe. Er sagte den Funke-Blättern, die Zahl von fast 100 festgestellten christenfeindlichen Straftaten sei „alarmierend“. Es sei nun wichtig, alles zum Schutz von Christen und christlichen Einrichtungen zu unternehmen. „Hier sehe ich eine besondere Verantwortung unseres Staates. Strafrechtlich müssen diese Angriffe hart und konsequent geahndet werden“, so Heveling.
Die Deutsche Evangelische Allianz erneuerte vor diesem Hintergrund ihre Forderung nach einem Beauftragten für Religionsfreiheit in der Bundesregierung. „Christenverfolgung ist auch in Deutschland eine bittere Wirklichkeit“, erklärte Uwe Heimowski, Politikbeauftragter der theologisch konservativen Deutschen Evangelischen Allianz, im thüringischen Bad Blankenburg. Er begrüßte, dass auf Initiative von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) 2017 erstmals christenfeindliche Straftaten gesondert erfasst wurden. Die Zahlen zeigten jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Viele Opfer würden eingeschüchtert und die Straftaten kämen gar nicht erst zur Anzeige, sagte der Politikbeauftragte. Er forderte eine genaue Analyse der Hintergründe der Straftaten, um Täter zu identifizieren und präventiv zu handeln. Heimowski warnte zugleich davor, vorschnelle Schlüsse zu ziehen. Es gehe darum, Christen zu schützen, nicht Vorurteile gegen vermeintliche Tätergruppen zu schüren. epd/KNA/UK
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