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Bischof zum Friedensfest: Autoritäre Kräfte vergiften Zusammenhalt

Der evangelische Landesbischof von Schaumburg-Lippe, Oliver Schuegraf, hat in seiner Festpredigt zum Hohen Friedensfest am Donnerstag in Augsburg dazu aufgerufen, sich „unmissverständlich zu positionieren“, wenn autoritäre und totalitäre Kräfte auf dem Vormarsch seien. Er kritisierte laut Redemanuskript „primitive Vorstellungen von nationaler, ethnischer, moralischer oder sexueller Konformität“, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt vergifteten.

Schuegraf betonte in der Basilika St. Ulrich und Afra den Wert der Demokratie, die den Wettbewerb und das Ringen um die Wahrheit brauche und in der der Aufbau von Beziehungen eingeübt werden müsse. Zentral sei, dass dies in Parlamenten, Ratssitzung, auf Vereinsversammlungen, in Kirchenvorständen oder am Familientisch passiere. Dagegen könne digitale Kommunikation mit ihrer Anonymität Diskussionen „durch verbale Ausfälle und Lügen vergiften“. Schuegraf warnte vor den Blasen in den Sozialen Medien, in denen Menschen den Kontakt zu denen verlören, die nicht ihrer Meinung sind.

Der Landesbischof lobte den Wert von Bundesprogrammen wie „Demokratie leben“ oder „Zusammenhalt durch Teilhabe“. Mit diesen Programmen stärke der Staat das zivilgesellschaftliche Engagement und setze etwas gegen die fortschreitende Radikalisierung und Polarisierung der Gesellschaft. „Es wäre fatal, wenn solche Investitionen in die Zukunft unserer Demokratie dem Rotstift von Haushaltsplanungen zum Opfer fallen sollten“, warnte Schuegraf.

Ein „Lernfeld“, Unterschiede miteinander auszuhalten, nannte der Theologe die ökumenische Bewegung. Die Erfahrungen mit einem „Konzept der Einheit in versöhnter Verschiedenheit sollte noch viel stärker ein Beitrag und eine Ressource sein, die wir Kirchen in die Gesellschaft einbringen können“, sagte Schuegraf, der aus Würzburg stammt und seit Mai Bischof von Schaumburg-Lippe ist. Nach dem Festgottesdienst eröffnete die Augsburger Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) die Augsburger Friedenstafel auf dem Rathausplatz.

Das Augsburger Hohe Friedensfest findet jedes Jahr am 8. August statt. Während des Dreißigjährigen Krieges durften die Protestanten in Augsburg ihren Glauben nicht ausüben. Erst der Westfälische Friede von 1648 brachte ihnen die rechtmäßige Gleichstellung mit der römisch-katholischen Kirche. In Erinnerung an die Gleichstellung führten die Protestanten Augsburgs im Jahr 1650 das Hohe Friedensfest ein. Seit 1985 feiern die beiden großen Kirchen diesen Tag ökumenisch. 2018 wurde das Augsburger Hohe Friedensfest mit dem Titel „Immaterielles Kulturerbe der UNESCO“ ausgezeichnet.