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Bischof Stäblein will Missbrauch konsequent weiter aufarbeiten

“Endlich machen, was längst dran ist. Wir haben zu tun” – in der evangelischen Landeskirche soll die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch zusammen mit Betroffenen ausgebaut werden. Der Bischof bekundete auch Scham.

Bischof Christian Stäblein will die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) konsequent fortsetzen. “Wir haben ein Problem mit sexualisierter Gewalt. Und das muss sich ändern”, sagte er am Donnerstag bei der Herbsttagung des Kirchenparlaments der EKBO in Berlin. “Endlich machen, was längst dran ist. Wir haben zu tun.” Dies gehe nur in enger Zusammenarbeit mit Betroffenen, die viel zu lange ausgegrenzt worden seien: “Betroffene sind Kirche, dieser Satz ist mir wichtig geworden.”

Die Scham müsse die Seite wechseln, so Stäblein. “Die Scham gehört nicht zu den Betroffenen, wo wir sie aber oft antreten. Wir haben dafür zu sorgen, dass sie zu den Tätern kommt. Und zur Institution. Für sie bin ich ein Gesicht. Und für sie sage ich: Ich schäme mich, wenn ich höre, was ihnen angetan wurde.”

In der EKBO gibt es nach Auswertung der Jahre 1946 bis 2020 mindestens 116 von sexualisierter Gewalt betroffene Personen und mindestens 41 Beschuldigte. Das hatte die Landeskirche Ende Januar im Zuge der Veröffentlichung der bundesweiten Forum-Studie im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mitgeteilt.

Die Kirchenleitung hatte im April für die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Landeskirche für 2024 und 2025 kurzfristig 500.000 Euro zur Verfügung gestellt. Damit sollen unter anderem die Ausweitung der Präventions- und Interventionsarbeit und eine gemeinsam mit der Nordkirche zu bildende “Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommission” finanziert werden. Diese soll 2025 ihre Arbeit aufnehmen.

Die Landessynode tagt noch bis Samstag in Berlin. Auf dem Programm stehen unter anderem die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und das Engagement Jugendlicher, dazu tagt am Freitag erstmals eine Jugendsynode der EKBO. In dem Kirchenparlament vertreten 108 Synodale die rund 800.000 evangelischen Christen aus Berlin und Brandenburg und Teilen Sachsens.