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Bischof Kramer: Totschläger der 90er sitzen in den Büros der AfD

Der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer hat die Kirchen davor gewarnt, den Umgang mit der AfD auf die leichte Schulter zu nehmen. AfD-Vertreter etwa zu Podiumsgesprächen einzuladen, berge „ein hohes Risiko“, sagte der evangelische Theologe am Mittwochabend in Osnabrück beim Friedensdialog der Evangelischen Friedensarbeit und der katholischen Organisation „Justitia et Pax“. „Die Idee, die fachlich zu stellen, kann auch schiefgehen“.

Die inhaltliche Vorbereitung dürfe nicht unterschätzt werden. Der AfD gelinge es zunehmend, „Leute zugewinnen, die du nicht einfach bloßstellst“. Kramer verwies auf mehrere sogenannte Wahlforen der mitteldeutschen Landeskirche vor der Thüringer Landtagswahl: Dabei habe sich gezeigt, dass AfD-Leute in kurzer Zeit viele Anhänger mobilisieren könnten. Auf solche „Raumergreifungs-Strategien“ am Veranstaltungsort müsse sich der Gastgeber einstellen.

Eine weitere Herausforderung sei, wie die Neue Rechte „Gewaltlosigkeit als Strategie“ übernommen habe. Die AfD trete als Friedenspartei auf, „was sie faktisch nicht ist“, warnte Kramer. „Die haben gemerkt: Mit Springerstiefeln und Schlägern wird man keine Macht übernehmen.“ Indes habe es die Partei geschafft, „die Totschläger der 90er Jahre sozial zu integrieren“. „Die sitzen jetzt in den Büros, die kann man im Ernstfall auch mal wieder losschicken.“

Die „Gratwanderung“ im Umgang mit der AfD zeige sich auch mit Blick auf die Gemeindekirchenratswahl 2025. Eine Erklärung der Landeskirche, die Rechtsextreme in den Gremien verhindern soll, sei „heftig umstritten“. Demnach könnten Gemeinden von Kandidaten eine Selbsterklärung fordern, in der diese ihr Verhältnis zu „vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestuften Parteien“ offenlegen. Dies führe bei Kirchenmitgliedern mitunter zu Widerstand und Solidarisierungseffekten. „Die Leute sagen: Das ist ja wie zu DDR-Zeiten, da muss ich hier Gesinnungsdinge unterschreiben, das mache ich nicht. Das sagen auch Leute, die mit der AfD überhaupt nichts zu tun haben.“

Die Kirche müsse weiter Menschen zusammenzubringen und Gesprächsräume bieten, betonte Kramer – gegen die „von der Neuen Rechten ganz bewusst inszenierte Polarisierung“. Von den rund dreißig Prozent AfD-Wählern auf dem Gebiet seiner Landeskirche könne man etwa die Hälfte „noch gewinnen“. „Da müssen wir alle Kraft reinstecken, das zu tun.“