Der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg sieht den Beruf des Soldaten und das Ansehen der Bundeswehr nach dem Beginn des Krieges gegen die Ukraine gestärkt. „Seit dem Angriff Russlands ist das Bewusstsein gestiegen, sich für Freiheit und Demokratie einzusetzen“, sagte der Theologe in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die veränderte gesellschaftliche Wahrnehmung gebe dem Beruf des Soldaten oder der Soldatin eine neue Ernsthaftigkeit und sorge für mehr Zustimmung. Felmberg hat das Amt des Militärbischofs seit Oktober 2020 inne.
Die sicherheitspolitische Zeitenwende habe unter anderem bewirkt, dass Soldatinnen und Soldaten sich nicht mehr rechtfertigen müssten, „wenn sie in Bundeswehruniform unterwegs sind“, sagte Felmberg. Die Gefahren der Landes- und Bündnisverteidigung seien gesellschaftlich stärker in den Blick gerückt. „Soldatinnen und Soldaten sind von dieser Entwicklung vielleicht am wenigsten überrascht, denn die Bundeswehr besteht seit 68 Jahren genau für diese Aufgabe.“
Die Militärseelsorge der evangelischen und katholischen Kirche stoße unter Soldaten auf breite Zustimmung, sagte der Militärbischof. Laut einer wissenschaftlichen Studie liege sie bei mehr als 90 Prozent. „Das bedeutet zwar nicht, dass alle Soldaten täglich mit den Militärgeistlichen in Kontakt treten“, sagte Felmberg. „Aber sie freuen sich, dass diese Möglichkeit besteht.“
Militärseelsorge basiere auf vier Säulen: begleiten, ermutigen, verkündigen, orientieren, erläuterte der Theologe. Zu allgemeinen Fragen rund um Beruf und Familie gesellten sich berufsbedingte Themen: Was bedeutet die neue Bedrohungslage in Europa? Nehmen wir unsere Familien mit, wenn wir nach Litauen gehen? Wie gehe ich mit dem Druck um, wenn ich bei Übungen merke, dass ich wirklich für den Ernstfall übe? Was bedeutet die Gefahr des Soldatenberufes für mich – und für meine Familie?
Die rund 100 Militärpfarrerinnen und Militärpfarrer in Deutschland und auch die an Bundeswehrstandtorten in den USA, in Italien und Belgien sind Felmberg zufolge sehr motiviert. Die Berufszufriedenheit sei hoch, die Geistlichen fühlten sich gebraucht und wertgeschätzt.
Das liege auch daran, dass sie sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren könnten: Gottesdienste halten, Unterricht gestalten, Menschen seelsorgerlich begleiten. „Viele berichten, dass sie noch nie so viele Seelsorge-Gespräche geführt hätten wie in der Militärseelsorge. Und das mit einer Gemeinde, die überwiegend aus jungen Männern mit unterschiedlichen Bildungsbiografien besteht – eine Gruppe, die in vielen anderen Gemeinden eher unterrepräsentiert ist.“