Der Osnabrücker katholische Bischof Franz-Josef Bode gibt sein Amt auf und übernimmt damit auch Verantwortung im Missbrauchsskandal der Kirche. Der Entschluss sei in den letzten Monaten in ihm gereift, erklärte Bode. Der 72-Jährige nannte als einen Grund den im September veröffentlichten Zwischenbericht zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Osnabrück. Dieser habe ihm noch einmal deutlich seine eigenen Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen vor Augen geführt. Papst Franziskus nahm das Rücktrittsgesuch nach Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz an.
In dem Bericht der Universität Osnabrück zu Missbrauchsfällen im Bistum Osnabrück waren Bode schwerwiegende Pflichtverletzungen im Umgang mit Beschuldigten und Betroffenen vorgeworfen worden. Bode sagte jetzt, er bekenne sich ausdrücklich zu seiner Verantwortung und zu seinen persönlichen Fehlern: „Ich kann heute nur alle Betroffenen erneut um Verzeihung bitten!“
“Dein Mut wird bleiben”
Der Rücktritt ist vielfach mit Respekt aufgenommen worden. Der norddeutsche Betroffenenrat der Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück sprach von einem wichtigen „Zeichen sichtbarer Verantwortungsübernahme“.
Der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirchen in Niedersachsen, Bischof Thomas Adomeit, würdigte Bodes Offenheit, Gastfreundschaft und seinen Einsatz für die Ökumene. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) betonte, Bode habe viel für die Kirche und für den Zusammenhalt in der Gesellschaft getan.
Innerhalb der katholischen Kirche stieß Bodes Entscheidung auf Respekt und Bedauern. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, würdigte in einem Brief an Bode dessen Einsatz: „Dein Glaubenszeugnis, Dein Mut als Bischof und Deine visionäre Kraft für eine Erneuerung der Kirche sind das, was – neben vielem anderen – bleiben wird.“
“Mit Herz und Haltung”
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken nannte Bode einen Bischof „mit Herz und Haltung“. „Aus eigenen Fehlern zu lernen und entschieden zu handeln, ist ein Zeichen von Stärke und Einsicht. Bischof Bode ist diesen Weg gegangen“, erklärte die Komitee-Präsidentin Irme Stetter-Karp. Sie zitierte das Eingeständnis Bodes, er habe lange Zeit eher die Täter und die Institution als die Betroffenen im Blick gehabt. „Genau diese Blickrichtung ist typisch für Jahrzehnte kirchlichen Handelns. Der Paradigmenwechsel wurde erst ab 2010 eingeleitet, und in vielen Bistümern nur zögerlich.“
Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ nannte Bodes Rücktrittsgesuch verspätet, aber dennoch beispielhaft. Es sei gut, dass der Papst das Gesuch Bodes angenommen hat. „Dagegen ist es nach wie vor zutiefst irritierend, dass über das Rücktrittsgesuch von Kardinal Rainer Maria Woelki immer noch nicht entschieden wurde, was dramatische Vertrauensverluste und in der Folge zahlreiche Kirchenaustritte zur Folge hat.“
Bodes Rücktrittsgesuch ist das erste, das Papst Franziskus im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche angenommen hat. Rücktrittsgesuche anderer Bischöfe hatte der Papst bisher abgelehnt, im Fall des Kölner Kardinals Woelki steht die Entscheidung weiter aus.