In ihren Hirtenbriefen zur Fastenzeit rufen die katholischen Bischöfe zu gesellschaftlichem Engagement auf und gegen Resignation. Aber auch andere Themen spielen eine Rolle.
Für mehr Engagement und gegen Resignation, für eine einladendere Kirche und gegen Polarisierung. Mit diesen und weiteren Themen haben sich die katholischen Bischöfe in ihren Hirtenbriefen zur Fastenzeit befasst.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx warnte davor, angesichts der Verschiedenheit in einer offenen Gesellschaft Gegensätze aufzubauschen. Hass dürfe nicht gefördert, Polarisierung nicht vertieft und Verschwörungstheorien nicht verbreitet werden, denn dies zerstöre ein Gemeinwesen.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki rief alle Katholiken auf, ihre Kirche wieder stärker zu einer einladenden, missionarischen und dienenden Kirche zu machen. Dazu forderte er einen grundlegenden Perspektivwechsel in Kirche und Gesellschaft. Man solle nicht in erster Linie zurück und auf das Negative schauen, sondern nach vorn und auf das, was man selbst beitragen zu einer besseren Zukunft könne.
Mit Blick auf den Klimawandel fragte Woelki: “Wie lösen wir uns von einem Lebensstil, der auf Kosten der nachfolgenden Generationen Ressourcen ausbeutet und ihnen die Grundlagen für eine lebenswerte Zukunft nimmt? Und wie lösen wir uns auch von Strukturen und Organisationsformen, die schon heute zu viele Ressourcen binden?”
Der Limburger Bischof Georg Bätzing forderte eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Realität in Kirche und Gesellschaft – ohne “Augenwischerei”. Angesichts von Krisen wie Flucht, Klimawandel und Mitgliederschwund in den Kirchen rief der Vorsitzende der Bischofskonferenz zu einem mutigen Glauben auf. Die Kirche müsse ernstmachen mit ihrem Streben nach Reformen und mit ihrem Einsatz gegen Armut und für Gerechtigkeit.
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige warnte bei der Demo “Dem Rechtsruck widersetzen” vor einer “Entmenschlichung von innen”. Es sei sicher nicht Aufgabe der Kirchen, Tages- oder Parteienpolitik zu betreiben: “Wenn es aber um die grundlegenden Werte unseres Zusammenlebens und das Gemeinwohl geht – die Unantastbarkeit der Würde eines jeden Menschen, Subsidiarität und Solidarität, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, Anstand und Respekt – lasse ich mir den Mund nicht verbieten.”
Aachens Bischof Helmut Dieser äußerte sich ebenfalls zur Würde jedes Menschen. Er lobte die aktuellen Demonstrationen gegen Extremismus und rief dazu auf, zu den Wahlen zu gehen und sich mit politischen Inhalten und Positionen auseinanderzusetzen. “Wir brauchen offene Debatten statt Zersplitterung, sachliche Argumentationen statt moralische Abwertung, demokratische Mehrheitssuche statt Radikalisierung, ehrliche Kompromissbereitschaft statt Vereinfachung und Verfälschung.”
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann rief dazu auf, trotz gegenwärtiger Ängste und Untergangsszenarien nicht zu resignieren: “Gerade jetzt müssen wir ein Zeichen christlicher Präsenz und Hoffnungskraft setzen, ein österliches Zeichen gegen alle Resignation.” Zum ersten Mal in der Geschichte stünden realistische Szenarien umfassender Zerstörung des Lebens auf der Erde durch den Menschen selbst vor Augen. In der Fastenzeit sammelten Christen daher ihre Kräfte neu, um aufzustehen – etwa gegen Ungerechtigkeit, Hass und Hetze.
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger rief zu kleinen, persönlichen Schritten auf, um Zeichen gegen Resignation, Angst und Verunsicherung zu setzen. Es sei nachvollziehbar, dass Kriege und Krisen sowie die gesellschaftlichen Spannungen in Deutschland bei vielen Menschen Ängste auslösten, so Burger weiter. Christliche Überzeugung sei es aber, dass Gott sich immer wieder neu jedem und jeder Einzelnen zuwende, um ein gelingendes Leben zu ermöglichen.
Münsters Bischof Felix Genn warb für Stille und Gebet in den Wochen vor Ostern. Angesichts zunehmender Lautstärke in der Gesellschaft wachse die Sehnsucht innerlich hinzuhören. Es gehe um “die Suche nach dem, was wahr, schön und gut ist, die Suche nach Gott, nach Dialog, nach Innerlichkeit, nach Verstehen, nach Güte”.
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr blickte voraus auf den Katholikentag Ende Mai in Erfurt und das Motto “Zukunft hat der Mensch des Friedens”. Frieden, Mensch und Zukunft seien drei “Schlagworte”, die viele Probleme der Gegenwart ansprechen würden, aber auch eine persönliche Dimension hätten.