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„. . . bis der Kampf gewonnen ist“

Die Zahl der Neuinfektionen ist deutlich zurückgegangen. Dennoch ist die Epidemie noch nicht besiegt. Die internationale Gemeinschaft will sich weiterhin einsetzen

Diakonie Katastrophenhilfe

BRÜSSEL/BIELEFELD – „Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Die Aufbauarbeit hat gerade erst begonnen.“ Wenn es um Ebola geht, ist Gisela Schneider Expertin. Die Direktorin des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission (Difäm) hat für die evangelischen Hilfswerke „Brot für die Welt“ und Diakonie Katastrophenhilfe in den vergangenen Monaten auf vielfältige Weise lokale Partner in Sierra Leone und Liberia in ihrem Kampf gegen die Epidemie unterstützt (siehe Artikel unten).
Inzwischen, so Schneider im Gespräch mit UK, gehe es aber nicht nur um die Krankheit selbst, sondern auch um die Beseitigung der sozialen, wirtschaftlichen und medizinischen Folgen. Vor allem müsse in die Gesundheitssysteme, die in allen betroffenen Ländern, völlig am Boden lägen, investiert werden. Insofern ist die Medizinerin nicht unzufrieden mit den Ergebnissen der ersten internationalen Ebola-Konferenz, zu der die EU-Kommission Anfang März etwa 600 Fachleute und Politiker aus 70 Ländern nach Brüssel eingeladen hatte. Dabei versprach die internationale Gemeinschaft den Ländern Westafrikas, sie trotz sinkender Krankenzahlen weiter intensiv im Kampf gegen die Epidemie zu unterstützen.

Flexible Hilfe für ländliche Gebiete

Der Präsident der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, erklärte bei der Tagung: „Wir werden unsere Hilfe fortsetzen, bis wir den Kampf gegen Ebola gewonnen haben.“ Die Teilnehmer des Treffens kamen darin überein, die grenzüberschreitende Entsendung von Ärzten, Laboranten und anderen Helfern fortzusetzen, bis die Zahl der Neuinfektionen auf Null gesunken sei. Gisela Schneider hofft, dass den Worten auch Taten folgen: „Es muss weitergehen.“  
Insgesamt sind in den drei westafrikanischen Ländern Guinea, Sierra Leone und Liberia bis Anfang März nach amtlichen Zahlen etwa 9714 Menschen gestorben, die Dunkelziffer wird weit höher geschätzt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO traten in der Woche vom 15. bis 22. Februar in Sierra Leone, Liberia und Guinea offiziell insgesamt 99 neue Ebola-Fälle auf.  Das ist erheblich weniger als beispielsweise vom 2. bis 9. November 2014, als 1056 neue Infektionen gemeldet wurden. In Liberia gab es in der Woche zum 1. März erstmals keine Neuerkrankungen. Die EU-Kommission will dafür sorgen, dass die bisher zugesagten Gelder flexibler eingesetzt werden, so dass die Hilfe beispielsweise schneller in ländliche Gebiete gelangen kann.
Neue Hilfszusagen kamen in Brüssel unter anderem vom Internationalen Währungsfonds IWF. Demnach soll Sierra Leone zusätzliche zinsfreie Kredite in Höhe von 158 Millionen US-Dollar (141 Millionen Euro) und einen Schuldenerlass in Höhe von 29 Millionen US-Dollar (rund 26 Millionen Euro) bekommen. Auch Liberia und Guinea haben schon mehrfach IWF-Hilfen erhalten.

Labor-Lastwagen zur Diagnose

Deutschland will sich künftig unter anderem beim Ausbau des Gesundheitssystems und für ein besseres Krisenmanagement engagieren. Wie eine Sprecherin der EU-Kommission sagte, blickt die Behörde mit Hoffnung auf die Forschungsaktivitäten über Ebola-Medikamente. Vor Kurzem hatte ein mit EU-Geldern unterstütztes Forscherteam gemeldet, dass das Präparat „Favipiravir“ ein wirksames Mittel gegen Ebola im Frühstadium sein könnte. Der EU-Entwicklungskommissar Neven Mimica stellte am Rand der Ebola-Konferenz einen Labor-LKW vor, der in Westafrika eingesetzt werden soll, um dort Fachkräfte in der Diagnose hochgefährlicher Krankheitserreger auszubilden.
Der Vertreter der Afrikanischen Union, Mustapha Sidiki Kaloko, betonte in Brüssel, ohne die Mobilisierung der weltweiten Hilfe wäre der Kampf gegen die Krankheit nur schwer möglich gewesen. Die Afrikanische Union plane derzeit für Juni in Guinea eine weitere Konferenz zum Thema Ebola.
Aus Anlass der Ebola-Konferenz in Brüssel hat die Diakonie Katastrophenhilfe dazu geraten, jetzt verstärkt in Seuchenvorsorge und medizinische Grundversorgung zu investieren. Die Anzahl der Neuinfektionen von Ebola gehe zwar deutlich zurück , dennoch sei die Situation in den drei am stärksten von der Epidemie betroffenen Ländern noch immer sehr fragil.
Langfristig müssen die lokalen Gesundheitssysteme in Westafrika gestärkt werden, damit bei einem erneuten Ausbruch einer Seuche schnell reagiert werden könne. „Hier ist noch viel Arbeit zu leisten, damit alle Gesundheitseinrichtungen so ausgerüstet sind, dass die Mitarbeitenden dort sicher arbeiten und Verdachtsfälle einer Ebola-Infektion schnell erkannt und isoliert werden können“, sagt Gisela Schneider.
epd/hei