Die evangelische Erwachsenenbildung in Bayern wird sich nach Ansicht der designierten Vorständin Ramona Leibinger in den kommenden Jahren stark verändern. In einer Gesellschaft, die sich ausdifferenziere und polarisiere, brauche es „eine Förderung von Meinungsbildung und Mündigkeit im Diskurs“, sagte die Diakonin und Sozialpädagogin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bei einer Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft für Evangelische Erwachsenenbildung (AEEB) an diesem Samstag (27. April) in Regensburg kündigte der Verband an, die Weichen für die Zukunft stellen zu wollen. In ihm sind 80 Mitgliedseinrichtungen organisiert.
Wissenskultur und Wissensvermittlung seien Megatrends der Gesellschaft, sagte Leibinger. Eine bedeutende Rolle spiele neben dem „Lifelong-learning“ die Digitalisierung. Über das Internet oder Künstliche Intelligenz könne sich jeder und jede schnell informieren. Aber wie man sich dieses Wissen „gut erarbeitet und es kritisch reflektiert“, das sei die größte Herausforderung. Laut Weltrisikobericht 2024 seien Falschinformationen noch vor dem Klimawandel das weltweit größte Problem. Hier könne die evangelische Erwachsenbildung ansetzen, weil Mündigkeit und Diskurs zur DNA des Evangelischseins gehörten, sagte Leibinger. Menschen müssten zur digitalen Transformation befähigt werden. Und diese müsse durch Kirche und Erwachsenbildung mitgestaltet werden, erläuterte sie.
Die 31-Jährige ist am Religionspädagogischen Zentrum der Landeskirche in Heilsbronn (Kreis Ansbach) tätig und studiert bis August berufsbegleitend „Coaching, Organisationsberatung und Supervision“ an der Universität Kassel. Ihre neue Aufgabe als AEEB-Vorständin tritt sie am 1. Juni an. Sie werde dann vor allem für die inhaltliche Ausrichtung der Bildungsarbeit zuständig sein. Beim Trendscouting geht es ihr zufolge aktuell um das Wahrnehmen und Erkennen von neuesten Entwicklungen in Bildungspolitik und Wissenschaft. Themen wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz, Demokratiebildung und Nachhaltigkeit spielten dabei eine herausragende Rolle.
Um relevante Trends für die Erwachsenbildung zu identifizieren und sie mit der kirchlichen Bildungsarbeit in Verbindung zu bringen, wollen sich die AEEB-Mitgliedseinrichtungen auch mit der neuesten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) befassen. Ziel sei es, das eigene Profil als modernen und innovativen Verband zu stärken und den Markenkern weiterzuentwickeln. Wichtig sei es dabei auch, sich als Kompetenzzentren breiter aufzustellen und die Zielgruppen zu erweitern. „Schnittstellen zur Jugendarbeit müssen besser genutzt werden“, sagte sie. (00/1341/27.04.2024)