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Beutelsbacher Konsens – So funktioniert politische Bildung

Wenn an Schulen unterschiedliche Meinungen aufeinanderprallen, kann eine sinnvolle Diskussion schwierig werden. Lehrkräfte sollen Debatten zulassen, aber auch steuern. Dafür gibt es klare Regeln.

“Was hat Politik mit meinem Leben zu tun?”- Diese Frage versuche er im Unterricht stets herauszuarbeiten, sagt der Darmstädter Pädagoge Jan Herzog. Meinungsbildung sei hierbei ein wichtiger Aspekt. Doch wie gehen Lehrkräfte damit um, wenn eine Diskussion aus dem Ruder läuft oder etwa extreme Haltungen geäußert werden? Bisher sei ihm so etwas in seinem Berufsalltag nicht begegnet, sagt Herzog. Natürlich hake er nach, wenn etwa Vorurteile geäußert würden. “Aber nach dem Beutelsbacher Konsens, der die kontroverse Gesprächsgestaltung im Politikunterricht befürwortet, gebe ich den Meinungen in den Diskussionen immer Raum.”

Der Beutelsbacher Konsens legt seit 1976 die Grundsätze für politische Bildung in Deutschland fest. Er wird von drei Säulen getragen: Erstens vom Überwältigungsverbot – das bedeutet, dass Lehrkräfte Schülerinnen und Schülern niemals eine Meinung aufzwingen dürfen, sondern sie in ihrer eigenen Meinungsbildung unterstützen müssen. Zweitens vom sogenannten Kontroversprinzip: Was in Gesellschaft und Politik kontrovers diskutiert wird, muss auch im Unterricht kontrovers dargestellt werden. Und drittens von der Schülerorientierung. Das bedeutet: Guter Politikunterricht hilft jungen Menschen dabei, eine politische Lage aus ihrer eigenen Situation heraus zu analysieren.