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Betroffene: Kirche muss beim Thema Missbrauch aufwachen

Erstmals seit Vorstellung einer bundesweiten Missbrauchsstudie tritt das evangelische Kirchenparlament zusammen. Betroffenenvertreterin Nancy Janz hat klare Erwartungen. Einen Punkt findet sie schon jetzt ärgerlich.

Mit Blick auf geplante Anti-Missbrauch-Maßnahmen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) baut Betroffenensprecherin Nancy Janz auf die volle Unterstützung des Kirchenparlaments. “Grundsätzlich erwarte ich, dass die Synodalen ein Stück weit aufwachen”, sagte Janz im Vorfeld der Tagung der EKD-Synode vom 10. bis 13. November in Würzburg der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Hamburg. Es gehe um viele strittige Punkte. “Da braucht es große Unterstützung, und alle Landeskirchen müssen mitziehen.”

Auf der Tagung des Kirchenparlaments diskutieren die Delegierten erstmals die Ergebnisse der im Januar veröffentlichten Studie zu sexualisierter Gewalt in evangelischer Kirche und Diakonie. Janz ist eine der beiden Sprecher der Betroffenen im Beteiligungsforum der EKD. In diesem Gremium erarbeiten Kirchen- und Betroffenenvertreter gemeinsam Maßnahmen zu Missbrauchsprävention und -aufarbeitung.

Dass bundesweit einheitliche Anerkennungszahlungen für Betroffene anders als geplant noch nicht im Rahmen der Synodentagung auf den Weg gebracht werden können, ist laut Janz ärgerlich, aber notwendig. Zwar wurde ein Entwurf für ein einheitliches Anerkennungsverfahren im Beteiligungsforum erarbeitet. Allerdings musste er nach verschiedenen Einwänden den Landeskirchen und Diakonie-Landesverbänden noch einmal zur Stellungnahme vorgelegt werden. Er soll frühestens im März nächsten Jahres vom Rat der EKD beschlossen werden.

“Nur so können wir erreichen, dass wir zu einer einheitlichen Regelung kommen und nicht einzelne Landeskirchen doch wieder ihr eigenes Ding machen”, sagte Janz. “Der Trosthappen ist, dass wir nicht bis zur nächsten Synode warten müssen, sondern dass der Entwurf von Rat und Kirchenkonferenz im Frühjahr verabschiedet werden kann.”

Sie könne verstehen, dass viele Betroffene darüber enttäuscht seien und dass es auch Kritik an der Arbeit des Beteiligungsforums gebe, so die Sprecherin. Betroffene hätten unterschiedliche Bedürfnisse. Manche seien der Kirche noch verbunden, andere nicht. Es sei gut, dass es von allen Seiten Kritik gebe. “Es braucht den Druck von innen und von außen, um die Institution Kirche zum Handeln zu zwingen.” Zugleich betonte Janz: “Letztendlich wird es nicht gelingen, es allen recht zu machen.”