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Betrachten Sie das Leben doch einmal aus der Fremde

Meine Frau und ich besuchten für ein paar Tage die französische Hauptstadt. Wir wollten einfach mal raus aus dem Alltagstrott. Kultur tanken und uns von der Schönheit der Stadt einfangen lassen. Nicht an Düsteres denken, keine schlechten Nachrichten lesen und keine Mails beantworten. Nicht an ISIS denken, nicht an Ebola, auch nicht an Streiks. Wir ließen uns stattdessen von einem Arrondisement ins nächste treiben … Von Veit Hoffmann

Von Veit Hoffmann

Es ist Herbst in Paris und in der nahen Ballettschule proben Jungen und Mädchen für eine Tanzaufführung im Advent. Der Wind treibt das Laub der Platanen durch die Straßen. Klavierklänge dringen an unser Ohr. Der Ober des berühmten Café Les Deux Magots ruft fröhlich Bonjour. Hier ließen sich schon berühmte Menschen inspirieren. Sartre, Camus, de Beauvoir und Gide beispielsweise. Auf den Straßen beobachte ich mein Lieblingsauto, die 2CV-Ente. Gleichzeitig bin ich froh, hier nicht Auto fahren zu müssen. Der Verkehr hat ganz eigene Regeln, die ich nicht kenne.

Meine Frau und ich besuchten für ein paar Tage die französische Hauptstadt. Wir wollten einfach mal raus aus dem Alltagstrott. Kultur tanken und uns von der Schönheit der Stadt einfangen lassen. Nicht an Düsteres denken, keine schlechten Nachrichten lesen und keine Mails beantworten. Nicht an ISIS denken, nicht an Ebola, auch nicht an Streiks. Wir ließen uns stattdessen von einem Arrondisement ins nächste treiben.

Für einen Berliner ist Paris fast petit. Zumindest zwischen Eifelturm, Sacre-Coeur de Montmartre, dieser großartigen Kirche mit herrlichem Blick über Paris und der schönen Kathedrale Notre Dame. Alles ist fußläufig erreichbar. Überhaupt ist hier vieles petit. Das déjeuner (Frühstück – Croissant und Kaffee), in den zahlreichen Cafés bestellt man eine petit bouteille (eine kleine Flasche) und schenkt dem Ober ein petit mot (ein kleines freundliches Merci). Am Nebentisch nannte eine Frau ihren Mann petit ourse. Er strahlte und ich schaute in den Sprachführer. Sie nannte ihn Bärchen. Ich lächelte, schob den Stuhl etwas nach hinten und platzierte mich wie ein Urlauber an Deck eines Ozeandampfers. Füße ausgestreckt, Kopf im Nacken, Augen geschlossen und dachte, so muss sich wohl der Astronaut Gerst fühlen, der gerade im Weltall schwebt, fernab aller Irren auf diesem Planeten.

Dieses Gefühl wiederholte sich in der Orangerie, wo wir vor der herrlichen Wasserlandschaft mit Seerosen, Schilf und Trauerweiden von Claude Monet saßen. 2 x 100 Meter Teichgeschehen. Es ist wichtig, sich ab und zu mal eine Auszeit zu nehmen. Es muss ja nicht gleich Paris sein. Auch in Brandenburg gibt es schöne Dörfer und Städte in denen man nach ein paar Stunden innerlich ganz weit weg ist von Berlin. Man schaut anders auf die eigene Arbeitswoche und am Montag gibt es im Büro oder in der Werkstatt was zum Erzählen. Und diesmal nicht nur über Bundesliga.

Das Leben ist ein Geschenk. Es hat mehr zu bieten als nur den ganzen Kramladen voller Sorgen, Arbeit, Schwere und Druck. Zwischendurch auftanken sollten wir alle!