Der deutsche Film „Die Möllner Briefe“ hat den diesjährigen Amnesty Filmpreis der Berlinale gewonnen. „Mit den klassischen Mitteln des Dokumentarfilms entfaltet der Film über diese besondere Geschichte eine enorme Wirkung“, teilte die Menschenrechtsorganisation Amnesty in einer Mitteilung vom Samstag in Berlin mit. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und will laut Angabe Filmschaffende würdigen, die ihre Arbeit den Menschenrechten widmen.
Die Jury schrieb zur Begründung: Der Film „Die Möllner Briefe“ von Martina Priessner aus der Sektion „Panorama Dokumente“ erzähle vom Schicksal Ibrahim Arslans und seiner Familie, die bei den rassistischen Brandanschlägen in Mölln 1992 drei Angehörige verloren haben. Im Zentrum des Films ständen hunderte Briefe, die Menschen aus ganz Deutschland den Betroffenen als Zeichen der Solidarität geschrieben haben, die diese aber nie erreichten.
Der Film zeige wie als kaltes Spiegelbild die Empathielosigkeit der Politiker und Angestellten der Stadt Mölln, die der Familie die Briefe nicht weitergeleitet und ihnen so die Anteilnahme verwehrt hätten. „Die vorenthaltenen Briefe wirken wie eine zweite Tat. Es hätte das Leid der Familie gelindert, wenn sie von der Solidarität gewusst hätte“, hieß es weiter.
Der Film zeige aber auch, was Menschlichkeit in dunklen Zeiten bewirken könne. „In der heutigen Welt, in der sich Viele so hilflos fühlen, zeigt er auf, wie eine ganz kleine Geste – das Briefeschreiben – bei den Betroffenen Großes bewirken kann.“ Die künstlerische Entscheidung, die Briefe einzublenden und teils von den Briefschreibern vorlesen zu lassen, setze eine große erzählerische Kraft frei.
Die Jury sprach zudem eine lobende Erwähnung aus für den sudanesischen Film „Khartoum“ von Anas Saeed, Rawia Alhag, Ibrahim Snoopy, Timeea M Ahmed und Phil Cox, der ebenfalls in der Sektion „Panorama Dokumente“ lief. „Khartoum“ hatte zuvor den diesjährigen Friedensfilmpreis auf der Berlinale erhalten.
Die 75. Internationalen Filmfestspiele Berlin gehen am Wochenende in Berlin zu Ende. Höhepunkt zum Abschluss
der Jubiläums-Berlinale ist die Preisgala am Samstagabend, bei der die Goldenen und Silbernen Bären als Hauptpreise verliehen werden. 19 Filme waren bei dem Festival im Wettbewerb zu sehen. Präsident der Jury ist der US-Regisseur und Produzent Todd Haynes.