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Berlin streitet um “Trostfrauen”-Statue

Eine goldene Statue sorgt in Berlin für Streit. Sie stellt eine koreanische Zwangsprostituierte im Zweiten Weltkrieg dar. Hilft eine Kirchengemeinde weiter?

In einem Park in Berlin-Moabit steht die "Trostfrauen"-Statue
In einem Park in Berlin-Moabit steht die "Trostfrauen"-StatueImago / Schöning

Es geht um ein goldenes Denkmal in einem Park in Berlin-Moabit: Ein Mädchen mit einem Vögelchen auf der Schulter sitzt auf einem Stuhl, daneben lädt ein freier Stuhl ein, sich daneben zu setzen. Das Mädchen trägt eine traditionelle koreanische Tracht. Sie schaut streng. Die Hände sind zu Fäusten geballt. Sie erinnert an eine koreanische Zwangsprostituierte aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, die beschönigend “Trostfrauen” genannt wurden.

Bis zu 200.000 Frauen und Mädchen aus den von Japan besetzten asiatischen Staaten wurden bis 1945 zur sexuellen Sklavenarbeit in Militärbordelle verschleppt. Viele kamen dort ums Leben. Seit die “Trostfrauen”-Statue 2020 dort steht, fordert die japanische Regierung ihre Entfernung. Denn der Umgang mit diesem Thema ist in Japan schwierig. Als der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) im Frühjahr 2024 Berlins Partnerstadt Tokio besuchte, wurde er mit der Forderung nach Entfernung der Statue konfrontiert und forderte in einem Pressestatement “Veränderungen”. 

Bezirksamt will Entfernung der “Trostfrauen”-Statue

Das Bezirksamt Mitte fordert auch die Entfernung des Mädchens, doch mit einer anderen Begründung: Kunst, die nicht aus einem Kunstwettbewerb hervorging, dürfe im öffentlichen Raum nur temporär stehen. Die Frist von vier Jahren ist am 28. September abgelaufen. Der Korea-Verband, der die Statue aufgestellt hat, habe nunmehr vier Wochen Zeit, sie zu entfernen oder umziehen zu lassen, teilte die Bürgermeisterin der Presse mit.  

Auch vor der deutschen Botschaft im südkoreanischen Seoul gab es Proteste gegen die geplante Entfernung der Statue
Auch vor der deutschen Botschaft im südkoreanischen Seoul gab es Proteste gegen die geplante Entfernung der StatueImago / Nur-Photo

Die Position der “Trostfrauen”-Statue ist umstritten. Die Bezirksverordnetenversammlung stimmte mehrheitlich für den Verbleib der Statue, auch mit den Stimmen von Remlingers grüner Partei. Viele Anwohner demonstrierten vor der Bezirksverordnetenversammlung und vor dem Denkmal für den Erhalt. 

Die einzige rechtskonforme Lösung für eine Verstetigung der Statue sei Umzug auf einen Standort auf einem Privatgrundstück, das öffentlich zugängig sei, schreibt Remlinger hingegen. Dazu habe sie Gespräche mit verschiedenen Grundstückseignern im Bezirk geführt und positive Rückmeldungen erhalten. 

Kirche will Statue aufstellen

Eine dieser Optionen wäre neben dem DGB und der Heinrich-Böll-Stiftung die evangelische Kirche. Sie hat in Moabit zwei Gemeinden. Christiane Bertelsmann vom Kirchenkreis Stadtmitte bestätigt die Gespräche und eine Offenheit der Kirche gegenüber dem Anliegen.  „Erinnerungskultur ist für uns ein hohes Gut. Denn wer sich der Geschichte nicht bewusst ist, wird immer wieder dieselben Fehler begehen.“ Ein entsprechender Antrag müsse aber in den Gremien geprüft werden, sagt sie weiter. 

Doch der Korea-Verband will, dass die “Trostfrauen”-Statue auf einem öffentlichen Grundstück steht, gegebenenfalls auf einem anderen öffentlichen als bisher. Als politisch und religiös unabhängiger Verband komme für ihn eine Aufstellung der Skulptur auf einem privaten Grundstück einer Religionsgemeinschaft oder einer parteinahen Stiftung nicht in Betracht, steht in einem Schreiben des Anwalts des Korea-Verbandes an das Bezirksamt. Wichtig sei auch, dass die Statue in der Nähe des Trostfrauenmuseums in Moabit bleibe, das der Verband betreibe. Beides, Museum und Statue, werden gemeinsam für die pädagogische Arbeit mit Schulen und Jugendgruppen zum Thema sexualisierte Gewalt in kriegerischen Konflikten genutzt, die der Verband seit Jahren erfolgreich leistet.