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Bericht: Fast 50 Prozent weniger Asylanträge im ersten Halbjahr

Ein bisher vertraulicher EU-Bericht liefert offenbar neue Zahlen zu Asylanträgen in Europa. In einem Bereich liegt Deutschland demnach nicht mehr vorne. Innenminister Dobrindt sieht seinen strikteren Kurs bestätigt.

Laut einem Bericht der “Welt am Sonntag” ist die Zahl der Asylanträge in Deutschland im ersten Halbjahr um 43 Prozent zurückgegangen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024. In einem bisher unveröffentlichten und als vertraulich gekennzeichneten Bericht der EU-Asylagentur (EUAA) sei von 65.495 Asylanträgen die Rede.

Die “Bild”-Zeitung berichtet sogar von nur noch 61.300 Erstanträgen auf Asyl. Das wäre ein Rückgang um knapp die Hälfte zum ersten Halbjahr 2024 (121.426 Erstanträge).

Deutschland sei damit bei den Asylanträgen erstmals seit Jahren nicht mehr Spitzenreiter in Europa, so die “Welt am Sonntag” weiter: Hinter Spanien (76.020 Asylanträge) und Frankreich (75.428) liege man an dritter Stelle. Dahinter folgten Italien (62.534) und Griechenland (27.718). Schlusslichter seien Ungarn (47), die Slowakei (84) und Litauen (152).

Die meisten Antragssteller in Deutschland kamen dem Bericht zufolge aus Afghanistan (22 Prozent), Syrien (20 Prozent) und der Türkei (11 Prozent). Mit 3,1 Prozent seien Personen aus Russland die fünftgrößte Gruppe gewesen.

Laut dem EU-Bericht hätten im ersten Halbjahr insgesamt 388.299 Menschen in den Ländern der Europäischen Union plus Norwegen und der Schweiz einen Asylantrag gestellt, bericht das Blatt weiter. Das entspreche einem Rückgang um 23 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024.

Die meisten Schutzsuchenden in der EU seien aus Venezuela (48.413), Afghanistan (41.127) und Syrien (23.307) gekommen. Zielland Nummer eins für Venezolaner sei Spanien, Deutschland dagegen sei klarer Favorit bei Afghanen und Syrern.

EU-Migrationsexpertin Lena Düpont (CDU) sagte, ein wesentlicher Grund für den Rückgang seien “neben saisonalen Effekten und einer verstärkten Kooperation zwischen Drittstaaten und der EU-Grenzschutzbehörde Frontex die Partnerschaftsabkommen mit wichtigen nordafrikanischen Ländern”.

Die Zeitung berichtet weiter unter Berufung auf “informierte Kreise”, dass die zuletzt wieder angestiegene Migration aus Libyen der EU zunehmend Sorge bereite. Besondere Probleme gebe es auf der griechischen Mittelmeerinsel Kreta, auf der nicht ausreichend Aufnahmeplätze zur Verfügung stünden.

Laut dem vertraulichen EU-Bericht hätten sich zum Stichtag 1. Juni 2025 insgesamt 91.000 Flüchtlinge in Libyen aufgehalten – 61 Prozent mehr als am 1. Januar 2024. Für den Anstieg seien maßgeblich Flüchtlinge aus dem Sudan und Südsudan verantwortlich. Die meisten wollten nach Europa weiterziehen.

EU-Migrationskommissar Magnus Brunner wird in am Dienstag zusammen mit Regierungsvertretern aus mehreren EU-Mittelmeerländern Gespräche in Libyen führen. Dort werde nach Angaben von Menschenrechtlern die Stimmung gegenüber Migranten aus anderen afrikanischen Staaten immer feindseliger. Zudem litten die Menschen in Libyen derzeit besonders stark unter dem seit Jahren anhaltenden Bürgerkrieg.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) sieht seinen strikteren Kurs mit mehr Grenzkontrollen und Zurückweisungen durch die neuen Zahlen bestätigt: “Das sind deutliche Erfolge der Migrationswende”, sagte er “Bild”: “Wir gehen den Weg, die Migration wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen, konsequent weiter.”