MAGDEBURG – Luther wacht auch hier über die evangelische Kirche: Wer in diesen Tagen das Maritim-Kongresszentrum in der Innenstadt von Magdeburg betritt, muss an einer zweieinhalb Meter großen Statue des Reformators vorbei. Vier Tage lang tagt hier die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Die Synode trifft bei ihrer jährlichen Zusammenkunft richtungsweisende Entscheidungen. Ihr müssen sich Gremien und Personen verantworten, die die EKD leiten – Kirchenamt (Verwaltung) und Rat, mit dem Vorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm und der westfälischen Präses Annette Kurschus als Stellvertreterin.
Es herrscht entspannte Stimmung. Die Finanzen sind besser als befürchtet. Die beiden Hauptthemen, Absage an die Judenmission (Artikel unten) und Solidarität in Europa, werden ohne Streit diskutiert; man spürt das Bemühen der Synodalen, Lösungen zu finden, die alle mittragen können.
Gute Konjunktur lässt Einnahmen steigen
Die gute Konjunktur lässt die Steuereinnahmen der evangelischen Kirche weiter steigen. 2015 haben sie sich im Vergleich zum Vorjahr um 5,2 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro erhöht. Die Zahl der Mitglieder ist allerdings weiter gesunken, 2015 um rund 360 000 auf etwa 23,3 Millionen. Dennoch sei bei den Erträgen aus der Kirchensteuer auch für das nächste Jahr von einer „stetigen positiven Situation“ auszugehen, so Ratsmitglied Andreas Barner bei der Einbringung des Haushaltsgesetzes für 2017. Langfristig werde das jedoch nicht so bleiben.
Der Haushalt der EKD für 2017, der sich hauptsächlich aus Umlagen der 20 Landeskirchen speist, hat einen Umfang von 215,9 Millionen Euro. Der Zuwachs um rund 8,7 Prozent erklärt sich vor allem mit den Feiern zum 500. Reformationsjubiläum. So erhält allein der Verein „Reformationsjubiläum 2017“, der für die Organisation mehrerer Großveranstaltungen zuständig ist, neun Millionen Euro.
Deutlich wird die Synode beim Thema „Solidarität in Europa“: „Es gibt keine Alternative dazu“, so Synodenmitglied Matthias Rogg. Der Oberst der Bundeswehr war maßgeblich an den Vorbereitungen zum Thema beteiligt.