Mit prachtvollen Umzügen, Blasmusik und Tiersegen wird ein populärer Heiliger gefeiert. Das Brauchtum ist uralt. Am Ende darf man froh sein, wenn es keinen Unfall gibt.
Am Sonntag wurde in mehreren Orten Bayerns mit großen Pferdeprozessionen des heiligen Leonhard gedacht. In Benediktbeuern südlich von München beteiligten sich rund 50 festliche Gespanne an dem Umzug. In Inchenhofen nördlich von Augsburg fuhr Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gemeinsam mit dem Augsburger Weihbischof Florian Wörner in einer Kutsche mit. An beiden Orten waren den Angaben zufolge jeweils gut 200 Pferde im Einsatz. Unter den Reitern waren auch einige katholische Geistliche.
In Inchenhofen stellten mehrere Motivwagen Szenen aus dem Leben des Heiligen dar. Auch die nach Leonhard benannte Wallfahrtskirche im Kleinformat war ein Hingucker. Der Inchenhofener Leonhardiritt, 1459 vom Fürstenfelder Abt Paul Herzmann eingeführt, gilt als ältester Bayerns.
Leonhard zählt zu den am meisten verehrten Heiligen des Alpenraumes. Über sein Leben ist wenig bekannt. Geboren worden sein soll er um das Jahr 500 in Gallien. Die erste Lebensbeschreibung wurde erst über 500 Jahre später aufgezeichnet. Seine Verehrung breitete sich nach dem 11. Jahrhundert von Frankreich nach Süden und Osten aus. Sein Gedenktag ist der 6. November.
Zunächst galt Leonhard als Fürsprecher der Gefangenen, dann der Gebärenden und Geisteskranken. In Altbayern avancierte er zum Beschützer der Tiere, zum “Bauernherrgott” und Nothelfer in allen Lebenslagen. Sein Attribut, eine Gefangenenkette, wurde zur Viehkette umgedeutet. Traditionell wird der Heilige mit Pferd und Rind zu seinen Füßen dargestellt.
Weitere große Leonhardifahrten rund um den 6. November gibt es bis heute unter anderem in Grafing, Kreuth, Bad Tölz und Fürstenfeldbruck. Wegen mehrerer schwerer Unfälle in den vergangenen Jahren mit beteiligten Pferden hatte zuletzt die Tierschutzorganisation Peta ein Verbot dieses Brauchtums gefordert.