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Bauern erwarten durchschnittliche Ernte – fallende Preise sorgen

Mit 43,5 Millionen Tonnen Getreide sind die Kornkammern hierzulande nach zwei eher mäßigen Erntejahren wieder gut gefüllt. Allerdings bereiten den Bauern niedrige Marktpreise Sorgenfalten.

Nach zwei eher mäßigen Erntejahren erwarten die Landwirte dieses Jahr wieder eine durchschnittliche Getreideernte. Allerdings habe der anhaltende Niederschlag während der eigentlichen Erntezeit die Arbeit der Bauern erheblich behindert, erklärte Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, am Dienstag bei der Vorstellung der Erntebilanz in Berlin. “Die Mähdrescher blieben zum Teil tage- bis wochenlang auf dem Hof stehen, wodurch das bereits reife Getreide deutlich länger auf dem Feld verblieb”, sagte Rukwied. Das habe teilweise zu größeren Qualitätseinbußen geführt. Auch wenn die Erntemenge mit 43,5 Millionen Tonnen Getreide im Schnitt liege, habe sich der Klimawandel erneut bemerkbar gemacht.

Zum Vergleich: Im Vorjahr hatten die Landwirte in Deutschland insgesamt 39 Millionen Tonnen Getreide geerntet, das waren rund zehn Prozent Ertrag weniger als in diesem Jahr. Die Landwirte ernteten dieses Jahr im Vergleich zum Vorjahr besonders viel Winterweizen, die wichtigste Anbaukultur hierzulande. Insgesamt waren es 21,7 Millionen Tonnen, 2024 waren es noch 17,8 Millionen Tonnen gewesen. Nach Angaben des Bauernverbands liegt das einerseits daran, dass Bauern ihre Winterweizen-Anbaufläche deutlich ausgeweitet haben, zum anderen sei auch der Ertrag pro Hektar gestiegen.

Laut Rukwied macht den Landwirten allerdings eine “nach wie vor katastrophale Preislage” an den Märkten zu schaffen. Aktuell liege der Preis für eine Tonne Weizen bei rund 180 Euro, ein wirtschaftlicher Getreideanbau sei so nicht mehr möglich. “Die Preise befinden sich seit zweieinhalb Jahren im freien Fall”, erklärte der Präsident des Bauernverbands. Das hänge mit dem Ukraine-Krieg zusammen. Hatte der Angriff Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 die Getreidepreise zunächst in die Höhe getrieben, würde Russland seine Ernten inzwischen als politische Waffen einsetzen und mit niedrigen Preise versuchen, die Ukraine zu schwächen, so Rukwied. Die Ukraine gilt als Kornkammer Europas.

Um kostendeckend arbeiten zu können, müsse ein Betrieb je nach Größe und Produktionskosten mindestens rund 230 Euro pro Tonne Weizen bekommen, erklärte Rukwied. Der Präsident des Bauernverbands forderte ein Maßnahmenpaket zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft. Rukwied bemängelte außerdem zunehmende Einschränkungen beim Pflanzenschutz. “Wir müssen Ertrag und Qualität sichern, dafür brauchen wir schnellere Zulassungsverfahren”, sagte er. Aktuell gefährdet nach Angaben des Verbands vielerorts die Schilf-Glasflügelzikade den Anbau von Kartoffeln und weiteren Kulturen. “Wir werden fünf Jahre oder länger brauchen, um das in den Griff zu bekommen”, prognostizierte Rukwied.

Die Erntebilanz des Verbands ist eine Hochrechnung, die auf Meldungen aus den 18 Landesbauernverbänden in Deutschland über die tatsächlich geernteten Flächen und erzielten Erträge basiert. Das Bundesministerium für Landwirtschaft stellt Anfang September seinen amtlichen Erntebericht mit Daten der statistischen Ämter vor.