Artikel teilen:

Barenboim-Said-Akademie: Musik gibt Halt im Nahost-Konflikt

Israelische, palästinensische und iranische Studierende treffen an der Berliner Musikhochschule aufeinander. Aus Sicht der Rektorin funktioniert diese Begegnung weiterhin. Musik sei ein Schlüssel zur Verständigung.

Für die Rektorin der Barenboim-Said-Akademie in Berlin, Regula Rapp, hilft Musik bei der Verständigung im Nahost-Konflikt. “Unsere Hauptaufgabe junge, engagierte Musikerinnen und Musiker auszubilden, hat noch an Bedeutung gewonnen. Ich habe versucht, mit folgendem Satz zu arbeiten: Der Krieg ist größer als wir alle. Aber auch die Musik ist größer als wir”, sagte Rapp im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin.

Die Studierenden aus dem Nahen und Mittleren Osten hätten sich bewusst für diesen Studienort entschieden und durchliefen ein kompetitives Aufnahmeverfahren. “Entsprechend bringen sie eine grundsätzliche Bereitschaft zum Austausch, Neugier und Freude am gemeinsamen Musizieren mit”, sagte Rapp. Darüber hinaus hätten alle die Pflichtfächer Literatur, Philosophie und Geschichte.

Die Barenboim-Said-Akademie ist eine Art Fortsetzung des weltbekannten West-Eastern Divan Orchestra. Dieses hatten der Dirigent Daniel Barenboim und der Literaturkritiker Edward W. Said (1935-2003) 1999 in Weimar gegründet, um junge arabische und israelische Musikerinnen und Musiker zusammenzubringen. Die Akademie-Gründung folgte 2015, die Eröffnung 2016. An der Hochschule können Musikerinnen und Musikern aus dem Nahen Osten, Nordafrika und aus der ganzen Welt eine Konservatoriums-Ausbildung absolvieren, die ein Musikstudium mit humanistischer Grundbildung verbindet.

Proteste wie an anderen Universitäten und Hochschulen habe es bislang nicht gegeben. “Natürlich wird da auch mal schärfer gestritten. Und nach dem 7. Oktober haben auch einige mitgeteilt, sie könnten gerade nicht zum Unterricht erscheinen”, erzählte Rapp. Aber alle seien wieder zum Unterricht zurückgekehrt. Und jüngst habe es wohl auch einen Austausch zwischen israelischen und iranischen Studierenden gegeben.

Der Nahost-Konflikt sei immer Thema. “Aber wenn das Musizieren ansteht, dann lenkt sich die ganze Kraft und Konzentration darauf”, so Rapp weiter. Ein international besetztes Kammermusikensemble, das sich Streichquartette von Schubert, Haydn und anderen vornehme, müsse intensiv arbeiten. Die Musiker müssten sich über die Lautstärke, das Tempo und weiteres verständigen, gemeinsam proben, und letztlich auf die Bühne gehen. “Diese Prozesse, das gemeinsame Musizieren, verbindet. Hier entsteht ein Diskurs- und Verständigungsraum. Die Musik gibt Halt und stiftet Sinn”, betonte Rapp.