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Autorin Rabe: Gespräch mit AfD-Wählern braucht klare Position

Erst mal mit vorsichtigem Verständnis auf AfD-Wähler zugehen? Nach Ansicht der ostdeutschen Autorin Anne Rabe der falsche Ansatz. Ohne klare Haltung gehe es nicht. In der großen Ost-West-Debatte sieht sie Fortschritte.

Mit AfD-Wählern sollte man nach Ansicht der ostdeutschen Autorin Anne Rabe das Gespräch suchen, es dabei aber nicht an Klarheit mangeln lassen. “Nicht mit diesem – das fällt mir manchmal auf – vorsichtigen und präventiven Verständnis für alle, sondern eher mit einer klaren Haltung, um zu sagen, warum und aus welchen Gründen das nicht in Ordnung ist und zu welchen Werten man selbst steht”, sagte Rabe in der Gesprächsreihe “Frings fragt” zum Katholikentag auf dem Internetportal domradio.de am Montag.

Mit Funktionären hingegen sollte man laut Rabe nicht reden: “Die agieren nicht fair, nicht im Sinne einer Debatte und einer demokratischen Auseinandersetzung, sondern wollen den Diskurs zerstören. Davor sollte man sich hüten, weil man dagegen wenig Instrumente hat.” Rabes autofiktionaler Roman “Die Möglichkeit von Glück” erzählt die Geschichte einer 1986 geborenen Frau aus Wismar und ihr Aufwachsen in der Wendezeit. Er stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2023.

In der Debatte um die bundesweite Wahrnehmung Ostdeutschlands beobachtet Rabe positive Entwicklungen: “Ich finde, dass sie an Qualität gewonnen hat. Sie ist vielstimmiger geworden. Es kommen neue Leute dazu, nicht nur jüngere, sondern auch Menschen, die bisher in dieser Debatte wenig Raum hatten zum Beispiel Menschen mit Migrationsgeschichte.” Auch würden Konfliktlinien zwischen den Generationen sichtbar, die in den vergangenen Jahren so noch nicht zu hören gewesen wären. “Das finde ich gut. Dadurch wird die Debatte differenzierter.”

Zugleich forderte sie ein stärkeres Bewusstsein für eine gesamtdeutsche Geschichte, in der der Osten nicht nur ein “Anhängsel” sei. Dabei müsse auch auf Entwicklungen nach der Wiedervereinigung genauer geschaut werden: “Zum Beispiel die Entscheidung, gewisse Aufarbeitungsprozesse kleinzuhalten, ist nicht nur in Ostdeutschland gefallen. Daran hatte auch Westdeutschland und die westdeutsche Politik ein Interesse, weil man dachte, dann geht die Transformation schneller. Das sollte nicht von irgendwelchen Nabelschauen oder Vergangenheitsbewältigungen gestört werden.”

Im Vorfeld des Katholikentags Ende Mai in Erfurt spricht der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Marc Frings, in der Gesprächsreihe “Frings fragt” mit gesellschaftlich relevanten Menschen über aktuelle Debatten.