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Ausländer in Deutschland häufiger von Wohnungsnot betroffen

Die Wohnungslosenhilfe ist besorgt angesichts der Entwicklung in Deutschland: Migration werde immer mehr zum Risikofaktor. Weitere soziale Probleme kämen hinzu.

Ausländer sind in der Bundesrepublik überdurchschnittlich oft von Wohnungsnot betroffen. Rund 38 Prozent aller Klienten der Wohnungsnotfallhilfe hatten 2023 keinen deutschen Pass, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Auswertung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe hervorgeht. Bei den weiblichen Betroffenen lag der Anteil den Angaben zufolge gar bei 48 Prozent. Der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung beträgt dagegen nur rund 15 Prozent.

Jeder fünfte nicht-deutsche Klient lebe trotz Erwerbstätigkeit in Wohnungsnot. Bei allen Klienten liege dieser Wert lediglich bei 13 Prozent. Rund 17 Prozent der nicht-deutschen Betroffenen verfüge zudem über keinen Krankenversicherungsschutz.

Der Fachreferent für Migration der Arbeitsgemeinschaft, Joachim Krauß, kritisierte, dass die fehlende Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse, Sprachbarrieren und ein eingeschränkter Zugang zu Sozialleistungen zu teils ausbeutereischen Arbeitsverhältnissen führten. Der Zugang zu bezahlbarem Wohnraum werde so zusätzlich erschwert. “Dadurch wirkt Migration zunehmend als eigenständiger Risikofaktor für Wohnungsnot”, sagte Krauß.

Fast drei Viertel derjenigen, die die Notfallhilfe in Anspruch nähmen, seien von Wohnungslosigkeit betroffen. Rund 48 Prozent von ihnen kämen zunächst bei Familie oder Bekannten unter. Mehr als ein Drittel aller Klienten lebe in absoluter Armut, ohne ein geregeltes Einkommen. Dieser Wert steige seit 2013 stetig. Bei den unter 25-Jährigen betreffe das sogar 45 Prozent.

Die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Susanne Hahmann, forderte mehr Anstrengungen von der Politik: “Solange es in Deutschland keinen ausreichenden Bestand an bezahlbarem Wohnraum gibt, wird es auch keine wirksame Bekämpfung von Wohnungslosigkeit geben.” Neben präventiven Maßnahmen seien auch migrationssensible Angebote und ein diskriminierungsfreier Zugang zum Wohnungsmarkt notwendig.

263 Stellen meldeten ihre Daten für die aktuelle Statistik. Die Zahl der Klienten ist demnach im Vergleich zum Vorjahr um rund 5.000 auf rund 43.500 gestiegen. Damit bewegt sich die Zahl in etwa auf dem Niveau der Vor-Pandemie-Zeit. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe führt den jüngsten Anstieg vor allem auf eine Umstellung des Dokumentationssystems und technische Schwierigkeiten in den Vorjahren zurück. Laut dem Wohnungslosenbericht der Bundesregierung hatten im vergangenen Jahr rund 532.000 Menschen keine eigene Wohnung.