Frieden zwischen Russland und der Ukraine scheint ein Wunschtraum zu sein. Der deutsche Auschwitz-Seelsorger wirbt in einem Brief jedoch genau dafür – und findet auch Unterstützung in Russland.
In einem offenen Brief an die Christen der orthodoxen Kirche in Russland ruft der deutsche Auschwitz-Seelsorger Manfred Deselaers zur Versöhnung zwischen Russland und der Ukraine auf. “Es werden zu viele todbringende Raketen über Grenzen geschossen, es fehlen lebenspendende Botschaften”, sagte der katholische Priester aus dem Bistum Aachen im Interview des Bonner Internetportals katholisch.de (Dienstag). Mit dem Brief wollten er und weitere Unterzeichner Russen direkt ansprechen, statt immer nur über sie zu reden.
Nach Angaben des Priesters bezeichnet die russisch-orthodoxe Kirche den Angriff auf die Ukraine als “heiligen Krieg”. Mit dieser Begründung werde das Christentum selbst zerstört. “Ich möchte den russischen Lesern sagen: Rettet das Christentum in Russland. Lasst es euch durch die Instrumentalisierung in diesem Krieg nicht wegnehmen”, so Deselaers. Er glaube daran, dass langfristig ein friedliches Zusammenleben möglich sei.
Der Seelsorger am ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz im polnischen Oswiecim erklärte zudem, Versöhnung verlange auch, Schuld einzugestehen und zugefügtes Leid ernst zu nehmen. Das spreche er in dem Schreiben auch direkt an: “Dieser Krieg wird von Russland geführt, um die Selbstständigkeit der Ukraine zu vernichten. Das wirkt für uns wie ein Völkermord, der täglich Leben kostet.” Trotzdem wollen er und die Unterzeichner des Briefes die Hand zur Versöhnung reichen.
In den vergangenen drei Jahren hat der Priester nach eigenen Angaben dreimal jeweils Russland und die Ukraine besucht. Er sei überrascht gewesen, wie oft Versöhnung Thema in der Ukraine sei. “Viele Menschen spüren, wie gefährlich der Hass ist, der aus der ganzen Vernichtung und Zerstörung entsteht.” Es sei auch wichtig, zu sehen, dass nicht alle Russen schuldig seien.
Die Reaktionen auf den Brief sind Deselaers zufolge positiv. Ein russischer Priester habe ihm erzählt, er wolle den Brief in seinem Bekanntenkreis teilen. Zudem hätten auch Menschen in Russland den Brief unterschrieben. Der Geistliche hoffe nun auf weitere Unterstützer. “In Deutschland, Polen und in der Ukraine gibt es viele, die keine ewige Feindschaft wollen. Das muss in Russland gehört werden.”