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“Aus der Tabuzone”: Schau in Berlin thematisiert Menstruation

“Der natürliche Vorgang der Menstruation wird immer noch weltweit tabuisiert”, sagt Museumsdirektorin Tietmeyer. Ihre Ausstellung in Berlin befasst sich mit der monatlichen Blutung – auch vergnüglich.

Die Ausstellung in Berlin befasst sich mit der Monatsblutung
Die Ausstellung in Berlin befasst sich mit der MonatsblutungStaatliche Museen Berlin / Christian Krug

Periode, Regel, Tage: Unter dem Titel “Läuft. Die Ausstellung zur Menstruation” befasst sich das Museum Europäischer Kulturen ab Freitag in Berlin mit der monatlichen Blutung. Gezeigt werden rund 100 historische sowie brandneue Menstruationsartikel sowie Interviews, Musik, Filme und Kunst zum Thema Periode, wie die Staatlichen Museen am Donnerstag ankündigten. Die Ausstellung beginnt am 6. Oktober.

“Der natürliche Vorgang der Menstruation wird immer noch weltweit tabuisiert und größtenteils als etwas zu Verbergendes behandelt”, sagte Museumsdirektorin, Elisabeth Tietmeyer, zur Eröffnung der Ausstellung. So habe auch die Vorbereitung der Schau eine “Sammlungslücke” zum Thema Menstruation offenbart – obwohl sich die Einrichtung mit europäischer Alltagskultur beschäftige und die Periode und ihr Umgang damit zum Alltag von zwei Milliarden Menschen zählten.

These: Menstruationsgift lässt Blumen verwelken

Die in vier Bereiche gegliederte Ausstellung informiert anhand von Schaubildern und Hand-On-Stationen über den aktuellen Wissensstand und klärt über falsche Theorien auf: So vermutete man etwa Anfang des 20. Jahrhunderts, dass im Blut und Schweiß von Frauen während der Periode das so genannte Menotoxin – Menstruationsgift – existiere, das Blumen verwelken lasse. Diese These existierte bis Ende der 1970er Jahre.

Die Ausstellung zeigt Menstruationsprodukte aus mehreren Jahrzehnten
Die Ausstellung zeigt Menstruationsprodukte aus mehreren JahrzehntenStaatliche Museen Berlin / Christian Krug

Gezeigt werden etwa ein altertümlicher Bindenverbrennungsautomat, verschiedene Menstruationsartikel oder historische Werbeanzeigen, an denen sich die Entwicklung der Periodenprodukte ab 1880 nachvollziehen lässt. “Erst ab diesem Zeitpunkt gab es so etwas wie Unterhosen, an denen man die Produkte befestigen konnte”, erklärt Kuratorin Jana Wittenzellner. Besucher der Ausstellung können etwa solche “Wäsche für besondere Tage” anprobieren, um nachzufühlen, wie es etwa Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts während ihrer Periode erging.

„Vergnüglichen Zugang“ zum Thema Menstruation

Es gehe auch um einen “vergnüglichen Zugang”, der es leicht machen solle, sich näher mit der Menstruation zu beschäftigen, so Wittenzellner. Auch wenn Aufklärungsunterricht heute in jeder Schule stattfinde und Periodenprodukte für die unterschiedlichsten Bedürfnisse zum Kauf angeboten würden, sei der Weg zu “Period Dignity” noch weit. So seien etwa alle körperlichen Vorgänge rund um die Menstruation noch nicht hinreichend erforscht. “Zwischen der Erforschung von Frauengesundheit und der von Männergesundheit gibt es eine eklatante Lücke”, erklärte die Kuratorin.