Itzehoe. Funkelnde Schmuckstücke, die der ganze Stolz ihrer Kirchengemeinden sind, und bislang unentdeckte Schätze; sehr gepflegte Instrumente und solche, die mehr als Ablageplatz denn als Musikinstrument dienen – auf seiner Inspektionsreise durch den Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf bekam Kreiskantor Kristian Schneider die verschiedensten Orgeln zu sehen. „Wir haben besonders viele historische Instrumente“, sagt er, „das zeichnet uns aus.“
Mehr als 40 Kirchen hat er im vergangenen Jahr für das Orgelkataster des Kirchenkreises besucht, ist in die Orgeln hineingeklettert, hat sie angeschaut und angespielt, den Zustand begutachtet und protokolliert. Mit den gewonnenen Daten wurde die lückenhafte Dokumentation wieder auf den neuesten Stand gebracht. Anhand des festgestellten Bedarfs wird ein nun zu gründender Arbeitskreis Richtlinien für Zuschüsse zu Sanierungen erarbeiten.
Überraschungen im Innenleben der Orgeln
Als er vor zweieinhalb Jahren sein Amt als Kreiskantor antrat, hatte die Kirchenkreis-Synode diese Aufgabe an Kristian Schneider herangetragen. Für den Organisten, der sich derzeit zum Orgelsachverständigen weiterbildet, wurde es eine spannende Rundtour. In mancher Gemeinde gab es unangenehme Überraschungen im Inneren der Orgel: „Man findet Erntekronen, die Figuren für die Weihnachtskrippe oder muss sich durch Spinnenweben kämpfen.“
Andere Instrumente bringen den Vollblutmusiker zum Schwärmen: „Wir haben noch zwei echte Barockorgeln in Neuendorf und Neuenkirchen – wunderschöne Instrumente!“ In Breitenberg begeistert ihn eine romantische Orgel des Frankfurter Orgelbaumeisters Wilhelm Sauer von 1900. „Da kommt man hin und freut sich einfach.“
Eine richtige Entdeckung war für Schneider die Orgel in Lägerdorf. In der dortigen Lutherkirche steht seit 1912 ein Instrument aus der ostpommerschen Kirchenorgel-Bauanstalt Voelkner. „Es ist die einzige Voelkner-Orgel auf schleswig-holsteinischem Boden“, weiß Schneider. Und die soll jetzt restauriert werden. „Unsere guten Orgeln stehen in den Dörfern“, zieht er sein Fazit. „Da haben sie überdauert, da hat man die Nachkriegsmode, die alten Orgeln rauszuschmeißen, nicht mitgemacht.“
Dörfliche Orgeln als Konzertereignis
Um die Schätze der Orgelbaukunst zu erhalten, ist es allerdings nicht nur wichtig, sie zu sanieren und gründlich instand zu halten, sondern sie auch möglichst oft zu spielen. Daher plant Kristian Schneider in Zusammenarbeit mit den Gemeinden in diesem Jahr den „Rantzau-Münsterdorfer Orgelherbst“, bei dem die dörflichen Orgeln erklingen sollen. „An unseren gut restaurierten Denkmalsorgeln wie Neuendorf und Neuenkirchen, aber auch Kellinghusen und Hohenaspe kann man hervorragend Konzerte anbieten, die Besucher über die Gemeindegrenzen hinaus begeistern“, ist er überzeugt.
Bei seiner nächsten Rundreise will Schneider die Friedhofsorgeln unter die Lupe nehmen.