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Auf neuen Wegen nach Einsturz der Stützmauer

Biblischer Leitsatz „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn“ am Beispiel der Kirchengemeinde Ihmert

Sozialer Zusammenhalt wird durch Faktoren wie Wohnumfeld, Familie, Nachbarschaft, Bildung, Kultur, Gesundheit, Wirtschaft und Politik bestimmt. Kirchen und ihre Wohlfahrtsverbände verfügen über Zugänge zu vielen Lebenswelten, die das Miteinander im Quartier stärken. Kirchen gestalten ein förderliches Umfeld für stabile Nachbarschaften und eine lebendige Bürgergesellschaft, die allen Bevölkerungsgruppen Teilhabe ermöglicht.
Das Institut für Kirche und Gesellschaft (IKG) der Evangelischen Kirche von Westfalen setzt diesen biblischen und kirchlichen Anspruch in die Praxis um. Gemeinsam mit Partnern aus Kirche, Diakonie und Wissenschaft werden kirchliche Projekte und Positionen zu einer nachhaltigen, friedvollen und integrativen Quartiersentwicklung erarbeitet und in die gesellschaftliche Diskussion eingebracht. Das IKG unterstützt in Kooperation mit dem Kreiskirchenamt Sauerland-Hellweg Kirchenkreise und -gemeinden dabei, einen aktiven Part in der Quartiersentwicklung zu übernehmen. Dazu gehört auch die Beratung in Sachen Fördermittel. Ebenso werden die kirchlichen Netzwerke und die Nutzungsmöglichkeiten kirchlicher Gebäude mit in diesen Prozess eingebracht.
Seit Anfang 2018 wird in diesem Modellvorhaben gemeinschaftlich mit ausgesuchten Kirchengemeinden ein Beratungsprozess initiiert. Konkret werden die Vernetzungen mit kommunalen und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren verbessert, kleinteilige Sozialraumanalysen durchgeführt, bedarfsgerechte Konzepte für kirchliche Flächen und Gebäude in Abstimmung mit der Kommune entwickelt und passende Fördermöglichkeiten recherchiert.
In Hemer wird seit Februar die evangelische Kirchengemeinde Ihmert bei der Quartiersentwicklung unterstützt, in enger Absprache mit der Stadt, die derzeit ein Integriertes Kommunales Entwicklungskonzept (IKEK) erarbeitet. Mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Deutsches Hilfswerk wird eine Quartiers­analyse durchgeführt und im Hinblick auf die zukünftige Nutzung des Kirchengebäudes, bei dem nach dem Einsturz einer Stützmauer im Jahr 2017 großer Sanierungsbedarf besteht, ein Konzept entwickelt.
Bisherige Untersuchungen zur Situation in Ihmert/Bredenbruch waren die Basis für eine eigenständige Befragung zu zukünftigen Nutzungsmöglichkeiten des Kirchengebäudes. Über 100 Personen haben sich daran beteiligt. Die Ergebnisse flossen in eine Zukunftswerkstatt zur Zukunft der Ihmerter Kirche Mitte September ein. Gut 30 Teilnehmende diskutierten dort ihre Ideen und Wünsche für die Kirche. Vom Jugendtreff über eine Radwanderstation bis hin zum betreuten Wohnen mit Sinnesgarten vor der Tür reichten die Vorschläge. Gemeindepfarrerin Gaby Bach freute sich über die konstruktive Diskussion: „Wichtig ist es, dass wir hier gemeinsam ein Angebot für alle entwickeln wollen und merken, wie dies auch von den Menschen außerhalb der Gemeinde wahrgenommen wird.“
In den kommenden Wochen wird gemeinsam mit dem Dorfverein „Wir in Ihmert“ überlegt, wie die Kirche das Thema „Älter werden im Dorf“ mit stärken kann. Anschließend entwickelt das IKG ein integriertes Konzept für das Kirchengebäude, um damit auf die Suche nach passenden Fördermöglichkeiten zur Umsetzung zu gehen. Ein Anfang 2019 geplanter Architektenwettbewerb soll zeigen, in welche bauliche Konzeption die entwickelten inhaltlichen Vorschläge verankert werden können.
Axel Rolfsmeier vom IKG erklärt: „Die Kirchengemeinde war so mutig, sich auf einen neuen Weg zu begeben. Dass sich dies lohnen kann, haben wir heute bereits gesehen.“ Die Autorin dieses Beitrags, promovierte Sozialwissenschaftlerin und Ansprechpartnerin beim IKG, ergänzt: „Es ist schön zu sehen, wie sich aus einer eingestürzten Mauer ein solch beflügelnder Prozess entwickeln kann. Wichtig ist es dabei zu bedenken, dass wirklich nachhaltige Lösungen ihre Zeit brauchen und nicht von heute auf morgen verwirklicht werden.“ Ralf Gütting von der Stabsstelle Struktur/Entwicklung des Kreiskirchenamts Sauerland-Hellweg freut sich: „Dass es uns gelungen ist, das IKG als Begleitung für diesen Transformationsprozess zu gewinnen, ist ein Glücksfall. Alleine hätten wir das so nicht stemmen können. Ich bin äußerst gespannt auf die nächsten Schritte.“