Berlin – In Deutschland steigt die Zahl der Familien, in denen Kinder von Armut und Bildungsdefiziten bedroht sind. Das geht aus dem Familienreport 2017 der Bundesregierung hervor, den das Ministerium vorstellte. Demnach gelten etwa 2,8 Millionen Kinder – das sind 19,7 Prozent aller Kinder und Jugendlichen – als armutsgefährdet. Die Zahl stammt aus dem Mikrozensus von 2015. Verglichen mit der Angabe aus dem Mikrozensus von 2010 ist das eine Steigerung um 1,5 Prozentpunkte. Zudem beklagt der Bericht eine wachsende Ungerechtigkeit.
Grund für den Anstieg sei auch der Zuzug von Kindern aus Migrantenfamilien nach Deutschland, heißt es. Um die Chancen dieser Kinder auf Teilhabe zu verbessern, seien gute Ganztagsangebote notwendig, aber auch mehr frühkindliche Bildung und Betreuung. Diese werde auch in Migrantenfamilien besser angenommen. Bei Kindern bis zu drei Jahren sei die Betreuungsquote hier um sieben Prozentpunkte auf 21 Prozent gestiegen.
Als weitere Ursache für Armut und Bildungsdefizite nennt der Bericht Väter als Alleinverdiener. Ihre Familien hätten im Monatsdurchschnitt 3393 Euro netto zur Verfügung. Arbeite die Mutter zusätzlich 15 bis 28 Stunden, habe die Familie 1000 Euro mehr. Arbeiteten beide Eltern 28 bis 36 Wochenstunden, brächten sie netto durchschnittlich 4154 Euro heim. „Der beste Schutz vor Armut ist die Erwerbstätigkeit beider Elternteile“, heißt es im Report. Gerade unter Jüngeren wachse zudem die Zustimmung zu partnerschaftlicher Arbeitsteilung.
Der jährlich erscheinende Familienreport stellt die Lebenslagen und Einstellungen von Familien in Deutschland und die Maßnahmen, mit denen Familienpolitik sie unterstützt, umfassend dar. Neben aktuellen statistischen Daten zum Zusammenleben wird die wirtschaftliche Situation von Familien und deren Bedeutung für das Aufwachsen von Kindern beleuchtet.
Das Bündnis „Reichtum umverteilen – ein gerechtes Land für alle!“ hat unterdessen bei einer Kundgebung vor dem Reichstag in Berlin eine stärkere Besteuerung von Reichtum gefordert. Der Zusammenschluss von über 30 bundesweit aktiven zivilgesellschaftlichen Organisationen, Sozialverbänden und Gewerkschaften spricht sich für einen rigorosen steuer- und finanzpolitischen Kurswechsel aus. Dem Bündnis gehören unter anderem das Zukunftsforum Familie, der Paritätische Wohlfahrtsverband, der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA) sowie die Katholische Arbeitnehmerbewegung an.
epd/KNA/UK
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Armutsrisiko von Kindern steigt
2,8 Millionen Kinder gelten nach dem Bericht der Bundesregierung als armutsgefährdet. Bündnis „Reichtum umverteilen“ fordert stärkere Besteuerung von Reichtum