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Armutskonferenz: Klimakrise bei Bekämpfung von Armut mitdenken

Die Bremer Armutskonferenz ruft die Politik dazu auf, die Folgen der Klimakrise bei der Bekämpfung von Armuts- und Gesundheitsrisiken stärker zu berücksichtigen. Es dürfe nicht vom Geldbeutel abhängen, ob der Umstieg zu einer gesunden, ökologischen Ernährung oder zu klimafreundlichem Wohnen möglich sei, sagte die Vorständin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Bremen, Birgitt Pfeiffer, am Montag in der Hansestadt. Sie ist zugleich Sprecherin der Armutskonferenz. Zu der Konferenz trafen sich am Montag rund 300 Expertinnen und Experten, um die Auswirkungen der Klimakrise auf Menschen mit wenig Geld zu diskutieren.

Die Armutskonferenz forderte, in den Stadtteilen Daten über die soziale Zusammensetzung, die Umwelt und die Gesundheit in der Bevölkerung zu sammeln, um die Armuts- und Klimapolitik besser aufeinander abzustimmen zu können. Die Klimaschutzpolitik müsse die Auswirkungen von Maßnahmen auf Kinder, Jugendliche, ältere Menschen, Frauen, wohnungslose Menschen sowie Personen mit Beeinträchtigungen besonders berücksichtigen.

Der Umweltsoziologe Professor Bernd Sommer von der Technischen Universität Dortmund betonte, Klimaschutz-Maßnahmen belasteten bislang vor allem benachteiligte Gruppen in der Gesellschaft. „Einkommensstarke Gruppen tragen mit ihren Emissionen überproportional zum Klimawandel bei, können sich aber besser vor den Folgen schützen.“ Dies müsse aber nicht so sein. Es gebe Instrumente und Politikvorschläge, die geeignet seien, die Emissionen zu senken und zugleich für einen sozialen Ausgleich zu sorgen. „Klimaschutz wird nur erfolgreich sein, wenn er konsequent als soziale Frage und nicht nur als technische Herausforderung begriffen wird.“

Dem stimmte der Sozialwissenschaftler René Böhme vom Institut Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen zu: Am meisten könne für den Klimaschutz in der Industrie, beim Wohnen oder bei der Mobilität getan werden. „Die Problembären des Klimaschutzes sind die privilegierten Quartiere Bremens, nicht etwa die sozial benachteiligten Gebiete“, sagte Böhme.

Die Bremer Armutskonferenz ist ein Zusammenschluss mehrerer gesellschaftlicher Akteure. Dazu zählen unter anderem der Paritätische Wohlfahrtsverband, die Arbeitnehmerkammer, die Landesvereinigung für Gesundheit, die Arbeiterwohlfahrt, das Rote Kreuz, Diakonie und Caritas, die Volkshochschulen, der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt.