Köln – Fünf Politik- und Sozialwissenschaftler haben vor der Verharmlosung der Armut in Deutschland gewarnt. In dem in Köln vorgestellten Buch „Kampf um die Armut. Von echten Nöten und neoliberalen Mythen“ prangern Ulrich Schneider, Christoph Butterwegge, Friedhelm Hengsbach, Rudolf Martens und Stefan Sell die Abkehr vom relativen Armutsbegriff an. Es sei eine Tatsache, dass in Deutschland 12,5 Millionen Menschen arm seien.
Das Buch sei eine Antwort auf die Reaktionen, die der Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes im Februar dieses Jahres hervorgerufen habe, sagte Butterwegge. Laut dem Bericht sind in Deutschland 15,5 Prozent der Bevölkerung arm. In verschiedenen Medien sei dem Wohlfahrtsverband Armutsschwindel oder Aufschneiderei vorgeworfen worden, sagte Butterwegge. Bei der Debatte gehe es um die Frage, ob man zwischen sogenannter absoluter und relativer Armut unterscheiden könne und wer in Deutschland tatsächlich als arm einzustufen sei, sagte der Kölner Politikwissenschaftler.
Ein absoluter Armutsbegriff, der die Verhältnisse in einem Entwicklungsland als Maßstab anlege, sei aber überhaupt nicht geeignet, die Armut in einem wohlhabenden Land wie Deutschland zu erfassen. Armut in einem reichen Land könne sehr viel erniedrigender und deprimierender sein als in einem armen Land, weil sie mit sozialer Ausgrenzung verbunden sei. Zwar sei die Armut in Deutschland nicht zu vergleichen mit der in einem Entwicklungsland, wo Menschen verhungerten, sagte Butterwegge. „Aber ein Kind aus einem Hartz-IV-Haushalt hat schon viel zu erdulden.“ epd
Artikel teilen: