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Experte sieht Radikalisierung pro-palästinensischer Demonstrationen

Der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias), Benjamin Steinitz, fürchtet angesichts des andauernden Krieges in Nahost eine Radikalisierung pro-palästinensischer Proteste in Deutschland. „In Berlin, in Nordrhein-Westfalen, aber auch in anderen Teilen Deutschlands wurde in den vergangenen Tagen ganz offen bei Demonstrationen der Terror der Hamas als legitimer Widerstand verherrlicht“, sagte Steinitz den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Montag).

Er unterstrich: „Meine große Sorge ist, dass diese Versammlungen anwachsen werden, je länger der Krieg dauert. Und je größer sie werden, umso mehr werden diese Positionen normalisiert, und die Teilnehmer können sich radikalisieren.“

Die Hamas rufe gezielt zu Angriffen gegen die israelische Zivilbevölkerung und zu globaler Solidarität mit ihren Taten auf, sagte Steinitz. „Und vor diesem Hintergrund haben wir gesehen, wie in den vergangenen Tagen an Wohnhäusern von Jüdinnen und Juden Davidsterne auftauchen, es handelt sich um öffentliche Markierungen potenzieller Angriffsziele.“ Das sei eine neue Qualität, und es verunsichere die Leute sehr: „Und mit der Stimmung auf den Straßen wächst die Gefahr von Angriffen.“

Die Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus dokumentieren in elf Bundesländern und auf Bundesebene antisemitische Vorfälle. Allein in der ersten Woche nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober hat die Einrichtung nach eigenen Angaben 202 Vorfälle verifiziert.