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Anteil an Laubbäumen im nordrhein-westfälischen Wald ist gestiegen

Laut der am Dienstag vorgestellten Bundeswaldinventur ist der Anteil des Laubwaldes in NRW in den vergangenen zehn Jahren gestiegen. Zudem ist der Wald zwischen Münsterland und Voreifel insgesamt jünger geworden, wie das NRW-Landwirtschaftsministerium in Düsseldorf mitteilte. Derzeit sind 28 Prozent der Landesfläche Nordrhein-Westfalens mit Wald bedeckt. Davon befinden sich über 60 Prozent in Privateigentum.

„Der Wald erfüllt wichtige Funktionen für die Natur, für die Holzwirtschaft und auch für die Gesellschaft“, sagte NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) anlässlich der von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) vorgelegten Bundeswaldinventur. „Durch den Vergleich mit Ergebnissen früherer Inventuren lassen sich Rückschlüsse ableiten, auf deren Basis wir Entscheidungen für die künftige Waldentwicklung treffen können. Der Aufbau klimaanpassungsfähiger Wälder ist eine Generationenaufgabe, die wir gemeinsam bewältigen werden“, betonte die Ministerin.

Eine Erkenntnis der Untersuchung sei, dass sich der Wald in NRW in den vergangenen Jahren durch Stürme, Dürre und Borkenkäferbefall stark verändert hat. Wegen des massiven Verlusts insbesondere bei der Baumart Fichte ist der Wald im Vergleich zu den Ergebnissen von vor zehn Jahren durchschnittlich jünger geworden. Im Zuge der Wiederbewaldungen auf den Schadflächen haben die Flächen der jüngsten Baumgeneration bis 20 Jahre zugenommen.

Die Schäden an den Nadelholzarten und Einbringung von Laubbaumarten bei der Wiederbewaldung hätten zudem dazu geführt, dass sich der Laubwaldanteil in NRW mittlerweile auf 65 Prozent der Waldfläche erhöht hat – ein Anstieg um etwa 8 Prozentpunkten in den letzten zehn Jahren. Die frühere Dominanz der Fichte sei damit Geschichte. Mittlerweile ist die Buche mit 19 Prozent die häufigste Baumart in unseren Wäldern, gefolgt von Eiche und Fichte mit jeweils 18 Prozent.

Zugleich ist der Wald in NRW den Angaben zufolge strukturreicher, weist mehr Totholz auf (33 Kubikmeter pro Hektar im Durchschnitt) und ist auch naturnäher geworden. Dies sei insbesondere für den Schutz der Biodiversität und die Resilienz der Wälder im Klimawandel von großer Bedeutung, hieß es.

Die am Dienstag vorgestellte Bundeswaldinventur wird alle zehn Jahre erstellt. Bundesminister Özdemir betonte, dass die Waldfläche mit geringfügigen Zuwächsen zum letzten Bericht stabil geblieben sei. Auch aus Sicht des Naturschutzes und der Biodiversität gebe es positive Entwicklungen.

Der Förster und Autor Peter Wohlleben forderte derweil bei der Bewirtschaftung des Waldes in Deutschland mehr Rücksichtnahme. Zwar verkrafte der heimische Wald den Klimawandel bislang „erstaunlich gut“, sagte Wohlleben dem WDR-Radio in Köln. Die Forstwirtschaft und die zuständigen Behörden seien aber vor allem an der Nutzung des Holzes und dem Verkauf des Rohstoffes interessiert. „Das ist so, als wenn man einem Schwerkranken noch einen kräftigen Aderlass verschreibt“, betonte er.

Deshalb müsse man bei der Bewirtschaftung des Waldes schauen, „wo ist der Patient krank oder angeschossen durch den Klimawandel“. In diesen Bereichen müsse man „kräftig auf die Bremse treten“. Wohlleben erinnerte daran, dass die Bundesregierung sich zum Schutz alter Laubwälder bekannt habe. Gerade dort finde jedoch „eine erhebliche Abnahme in den Biomasse-Vorräten“ statt. Die Forstwirtschaft bediene sich weiterhin „ungeniert an halbwegs intakten Wäldern“.