Amnesty International hat Verstöße gegen die Menschenrechte in der Textilbranche in Bangladesch angeprangert. Beschäftigte in dem Sektor, die auf Missstände hinweisen, würden mit willkürlichen Strafverfahren überzogen und ihre Proteste gewaltsam niedergeschlagen, erklärte die Menschenrechtsorganisation zum Tag der Arbeit am Mittwoch in Berlin. Die Arbeiterinnen und Arbeiter erhielten weiter Armutslöhne und seien mit „unzähligen weiteren Verstößen gegen ihre Rechte konfrontiert, darunter Einschüchterung und Gewalt“.
Amnesty verwies unter anderem auf Proteste um den nationalen Mindestlohn in dem südasiatischen Land, bei denen zwischen Oktober und November 2023 mindestens vier Beschäftigte gestorben seien. 131 Menschen wurden demnach festgenommen, darunter führende Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter.
Die Regierung in Bangladesch müsse dafür sorgen, dass Arbeiterinnen und Arbeiter „ihre Rechte auf Meinungs- und Vereinigungsfreiheit wahrnehmen können und ihnen faire Löhne gezahlt werden“, sagte die Amnesty-Expertin für Wirtschaft und Menschenrechte, Kristina Hatas. Zugleich verwies die Menschenrechtsorganisation auf die Mitverantwortung europäischer Unternehmen für die Arbeitsbedingungen im Textilsektor. Die effektive Umsetzung des EU-Lieferkettengesetzes sei wichtig, damit Unternehmen tätig und Betroffene entschädigt würden.
Bangladesch zählt zu den weltweit größten Exportländern von Bekleidung und Textilien. Vor mehr als zehn Jahren waren die Arbeitsbedingungen in der Branche wegen des Einsturzes des Textilfabrikkomplexes Rana Plaza in der Nähe der Hauptstadt Dhaka in die Schlagzeilen geraten. Bei der Katastrophe am 24. April 2013 wurden mehr als 1.100 Arbeiterinnen und Arbeiter getötet sowie viele weitere verletzt. Amnesty kritisierte, dass es trotz einiger globaler Reformen in Bangladesch nach wie vor keine Sicherheit am Arbeitsplatz gebe. Allein 2023 seien Schätzungen zufolge 875 Beschäftigte bei Unfällen am Arbeitsplatz ums Leben.