Vor zehn Jahren begann der Angriff des “Islamischen Staates” auf die Jesiden. Viele von ihnen seien Opfer von Entführungen oder seien inhaftiert, so Amnesty International. Sie fordert mehr Hilfe für Betroffene.
Laut Amnesty International sind Jesiden in Syrien auch zehn Jahre nach dem Angriff der Terrormiliz “Islamischer Staat” (IS) weiter schweren Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt. Rund 2.600 Jesiden würden nach Schätzungen vermisst, teilte die Organisation am Mittwoch mit. Ein großer Teil soll sich nach der Entführung durch den IS im Nordosten Syriens befinden. Es brauche die Hilfe von internationalen Organisationen.
Weiter erklärte die Menschenrechtsorganisationen, dass viele Jesiden in einem ausgedehnten Gefängnissystem festgehalten würden. Dies sei im Nordosten Syriens für Menschen mit mutmaßlichen Verbindungen zum IS geschaffen worden. Amnesty habe in den Hafteinrichtungen im Nordosten Syriens systematische Folter oder andere Misshandlungen dokumentiert. Die internationale Gemeinschaft dürfe Aktivisten und Angehörige bei der Suche nach Vermissten nicht alleine lassen.
Zudem müssten die Autonomiebehörden und der Irak dafür sorgen, dass zivilgesellschaftliche Organisationen Zugang zu Hafteinrichtungen und -lagern erhalten. Staaten sollten alle menschenrechtskonformen Initiativen zur Identifizierung vermisster Jesiden unterstützen. Außerdem sollten UN-Organisationen ihren Einsatz für diese Gruppe erheblich verstärken. Deutschland müsse einen bundesweiten Abschiebestopp für Jesiden verhängen.
Im August 2014 startete der IS einen bewaffneten Angriff auf die jesidische Gemeinschaft im Irak, der von den Vereinten Nationen als Völkermord anerkannt wurde. Nach UN-Angaben wurden rund 5.000 bis 10.000 Jesiden ermordet und über 7.000 jesidische Frauen und Mädchen entführt. Mehr als 3.000 Erwachsene und Kinder wurden rechtswidrig getötet. Mindestens 6.800 Menschen, mehrheitlich Frauen und Kinder, wurden entführt.
Jesiden sind eine religiöse Minderheit unter den Kurden. Weltweit hat die monotheistische Religionsgemeinschaft mehrere hunderttausend Mitglieder. Die Jesiden leben vor allem im nördlichen Irak, viele sind jedoch vor der Terrormiliz IS geflüchtet. Ferner leben Jesiden in Nordsyrien, dem Nordwestiran und in der südöstlichen Türkei. Auch in Westeuropa gibt es inzwischen jesidische Gemeinden.