Hamburg. Die Helfer dürfen keine Langschläfer sein. Schon morgens um 7 Uhr am Karsonnabend treffen sich die Mitglieder der Gebetsgruppe im Michel, um für die Besucher ein ganz besonderes Erlebnis vorzubereiten. Im Altarraum der Kirche bauen sie ein Labyrinth auf, das an diesem Tag durchschritten werden kann. Das Besondere: Im Labyrinth – genau wie in der ganzen Kirche – wird in dieser Zeit nicht gesprochen. Keine Orgel, keine Mittagsandacht, kein Gemurmel: Im Michel wird es still.
Das Labyrinth in der Kirche besteht aus Seilen, 40 Meter werden auf dem Boden des Altarraums gespannt. An Zwischenstopps sind Schilder aufgebaut mit Besinnungstexten. „Es liegt im Stillesein eine wunderbare Macht der Klärung, der Reinigung, der Sammlung auf das Wesentliche“, lautet zum Beispiel ein Zitat Dietrich Bonhoeffers, das zu lesen sein wird. Die Zitate sollten dazu einladen, sich Gedanken zu machen über den Lebens- und Glaubensweg, sagt Diakon Simon Albrecht, der das Projekt für die Michelgemeinde betreut.
Ruhe im christlichen Sinne
Mit der Stille in der Kirche soll ein ganz bestimmtes Ziel erreicht werden. „Ruhe im christlichen Sinne bedeutet auch immer empfangen“, sagt Diakon Albrecht. Man horche in sich hinein und höre Dinge, die man sonst nicht hört. Das würde auch dazu führen, den Glauben „ein Stück weit“ neu zu erfahren. Gerade am Tag der Grabesruhe Jesu sei das eine besondere Erfahrung. Am Ende stehen die Besucher vor dem Zelebrationsaltar, auf dem eine Dornenkrone liegt. Sie steht für die Dornenkrone Jesu und symbolisiert das letzte Ziel des Glaubens: Jesus Christus und Gott.
Bereits im vergangenen Jahr war im Michel ein Labyrinth aufgebaut, nachdem Hauptpastor Alexander Röder die Anregung dazu gegeben hatte. Damals war die Resonanz der Besucher enorm: Knapp 1000 Menschen durchschritten schweigend das Labyrinth. Diakon Albrecht weiß es so genau, weil jedem Besucher am Anfang ein Zettel in die Hand gegeben wurde. Albrecht kam damals mit dem Kopieren kaum hinterher, am Ende waren 980 Zettel verteilt worden. Sehr positiv sei damals die Resonanz gewesen. „Es war eine wunderbare Erfahrung“, habe eine Besucherin aus Mexiko gesagt. Eine andere Frau fragte: „Wie laut kann Stille eigentlich im Kopf sein?“