Predigttext am Ewigkeitssonntag: Offenbarung 21,1–7 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss! Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. Wer überwindet, der wird dies ererben, und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein.
Predigtgedanken von Thilo Haak
Die Entstehungszeit dieses Predigttextes war eine trostlose Zeit. Die Christen litten sehr unter den Verfolgungen durch die römischen Machthaber. Vielleicht ist das Erleben und Fühlen der Christinen und Christen von damals gar nicht so fern von dem Empfinden der Menschen in unseren Gottesdiensten am Ewigkeitssonntag.
Wir gedenken der Verstorbenen. Manche Träne ist geflossen und fließt auch noch heute. Wir empfinden diese Tage als bedrückend und suchen Trost. Gott will uns seinen Trost geben. Johannes hat Gott gehört und gesehen und sagt Gottes Trost weiter. Gott wird seine Macht gegen das Traurigste erweisen, wenn die Not für die Menschen am größten geworden ist.
Die Offenbarung des Johannes entstand zur Regierungszeit des römischen Kaisers Domitian (81–96). Er war einer der grausamsten Verfolger der Gemeinde. In diese trostloseste Zeit hinein spricht Johannes eines der am meisten tröstenden Worte, die ich aus der Bibel überhaupt kenne. In seiner Vision greift er auf Bilder zurück, wie sie uns ganz am Anfang der Bibel begegnen. Am Ende der Zeiten wird alles neu und wieder in die Zeiten paradiesischer Harmonie zurückgeführt. Himmel und Erde werden neu geschaffen. Etwas, das Gott für die Seinen schon lange im Himmel bereit hält, kommt auf die Erde. Schön ist es anzusehen, wie eine geschmückte Braut.
Und Gott nimmt Wohnung bei den Menschen. So wie er einstmals im Paradies bei den Menschen wandelte, wird es wieder sein. Gott ist dann bei seinen Menschen. Er wohnt mitten unter ihnen. Greifbar, hörbar, spürbar ist er da. In diesem Moment wird alles anders. Es gibt keinen Grund mehr zur Klage, zur Trauer und zur Traurigkeit. Gott nimmt sein Taschentuch heraus und beginnt den Menschen die Tränen abzutupfen. Ganz zärtlich und vorsichtig stelle ich mir das vor. Gegen alle Traurigkeit und gegen alles Leid, das wir erleben, setzt Gott eine neue Erfahrung. Da brauche ich nicht mehr zu weinen und meine Tränen werden getrocknet.
Mit dieser Vision vermag der Seher Johannes etwas ganz Großartiges. Er geht mit seinen Gedanken den Weg von der Vertröstung auf kommende Zeiten hin zum Trost zu allen Zeiten. In seinem Bild werden erlebte und leidvolle Gegenwart und erhoffte und leidlose Zukunft zu einem. In die trostlose Gegenwart des Leides und der Tränen hinein sagt er eine Botschaft des Trostes. Denn Gott ist nicht nur Anfang und Ende, nicht nur alles, was unser Leben am Anfang und am Ende, sondern auch zu allen Zeiten dazwischen bestimmt. Gott geht mit uns von A bis Z.
Überall da, wo für Menschen mit leidvollen Erfahrungen Gott gegenwärtig wird, wo sie ihn spüren und seine Macht an ihrer Seite, da werden sie auch den Trost spüren, den Gott gegen alle Widrigkeiten und Traurigkeiten der Gegenwart zu setzen vermag. Gott hält Anfang und Ende und alles dazwischen in seiner Hand.