Der Speyerer Altkirchenpräsident Christian Schad hat den verstorbenen früheren Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble als einen überzeugten evangelischen Christen gewürdigt. Der CDU-Politiker habe in der sogenannten Protestation auf dem zweiten Speyerer Reichstag von 1529 „die protestantische Wurzel der Glaubens- und Gewissensfreiheit des Einzelnen“ gesehen, sagte Schad am Donnerstag in Speyer dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die Freiheit des Glaubens zu garantieren, sei für den Schäuble „ein wesentliches Moment freiheitlicher Demokratien“ gewesen, sagte Schad, der von 2008 bis 2021 Präsident der Evangelischen Kirche der Pfalz war. Bei ihrem Protestakt in Speyer vor fast 500 Jahren nahm die evangelische Minderheit von Fürsten und Vertretern freier Reichsstädte in Berufung auf die Gewissensfreiheit für sich in Anspruch, in Glaubensfragen frei auch gegen Mehrheitsentscheidungen handeln zu dürfen.
Schäuble sei als evangelischer Christ stark von den Schriften des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffers geprägt gewesen, sagte Schad. Demnach sei er davon überzeugt gewesen, dass der christliche Glaube die Politik vor der Verblendung schütze, „für die letzten Dinge des Menschen zuständig zu sein“. Auch sei der Glaube für Schäuble „ein Bollwerk sowohl gegen religiösen Fundamentalismus als auch gegen politischen Extremismus und Totalitarismus“ gewesen.
Auf Einladung des früheren Kirchenpräsidenten Schad hatte Schäuble im Jahr 2009 anlässlich des Abschlusses der Außensanierung der Speyerer Gedächtniskirche der Protestation über die gesellschaftliche und politische Bedeutung des heutigen Protestantismus referiert.