Wo Millionen Pilger zusammenkommen, braucht es viele Helfer. Dazu zählen Sanitäter aus aller Welt, die sich um kleinere und größere Blessuren kümmern. Ein Dienst mit viel Wertschätzung – und überraschendem Salut.
Hitzschlag und Sonnenstich sind aktuell nicht an der Tagesordnung in der Ewigen Stadt. Bei Vorfrühlings-Temperaturen präsentiert sich Rom zu Beginn des Heiligen Jahres mit eher wechselhaftem Wetter. Auch sind die Straßen noch nicht überlaufen von Pilgern und Touristen. Dennoch verrichten freiwillige Sanitäter seit Ende Dezember ihre wichtige Aufgabe.
Die Malteser sind damit beauftragt, während des Heiligen Jahres an den vier Hauptkirchen Roms Sanitätsdienste zu übernehmen. Schließlich sollen alle rund 30 Millionen erwarteten Gäste gesund und sicher durch das katholische Großereignis kommen, das nur alle 25 Jahre stattfindet. Hervorgegangen aus dem Malteserorden, ist der Sanitätsdienst prädestiniert für diese Aufgabe. Der Leitgedanke des katholischen Ritterordens lautet: “Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen”.
So wechseln sich Malteser-Teams aus der ganzen Welt wöchentlich in Rom ab. Auch dabei sind jede Woche ehrenamtliche Gruppen aus Deutschland. Thomas Vargas von Rentzell ist Malteser im Erzbistum Berlin. Mit zwei Teams sind sie in Rom, jeweils bestehend aus einem Arzt oder einer Ärztin, einem Notfallsanitäter oder Krankenpfleger sowie zwei weiteren Helfern.
“Man lernt Menschen kennen, kommt ins Gespräch”, beschreibt Vargas von Rentzell die Arbeit vor Ort. Zum Glück musste das Team bisher nur ein paar Schürfwunden und einen verstauchten Fuß versorgen. Die Sanitätsstation in Sankt Paul vor den Mauern ist aber bestens ausgestattet und auf alles vorbereitet – vom Beinbruch bis zum Herzstillstand, sagt Notfallsanitäter Marvin Kaiser, während er prüft, ob der Defibrillator auch wirklich funktioniert.
Kaiser ist zum ersten Mal in Rom und deshalb froh, dass auch etwas Freizeit bleibt, um den Trevi-Brunnen, das Kolosseum und andere Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Besonders gern erzählt er von der Generalaudienz bei Papst Franziskus. Zu seiner Überraschung salutierte die Schweizergarde dem ganzen Team – weil sie in ihrer “Uniform” als Malteser zu erkennen waren.
Überhaupt ist er froh, an einem solchen internationalen Einsatz teilnehmen zu können. Denn die Berliner Trupps wechseln sich mit drei Teams aus Italien, zweien aus Großbritannien und sogar einem aus Kuba ab. Über die Woche verteilt lernen sie bei ihren Einsätzen alle vier Papstbasiliken kennen: neben Sankt Paul auch Santa Maria Maggiore, die Lateranbasilika und den Petersdom.
Während des Heiligen Jahres werden aus Deutschland jede Woche zwei Teams in Rom erwartet, in Summe 120. Aus Österreich werden zehn Abordnungen einen Sanitätsdienst übernehmen. Die Schweizer Malteser entsenden zwischen März und November 16 Gruppen.
Nicht nur für Gespräche mit den internationalen Teams bleibt zwischendurch mal Zeit; während der Dienste kommen die Sanitäter mit Pilgern, Polizisten oder italienischen Rettungskräften in Kontakt. Kaiser nutzte etwa während einer Schicht die Gunst der Stunde, als ein Rettungswagen vorfuhr. Als Mann vom Fach ist er daran interessiert, wie Notfallsanitäter in anderen Ländern arbeiten. So gewährte ihm der italienische Kollege einen Blick in sein Einsatzfahrzeug, samt Erklärung der Ausstattung.
Jeder Dienst beginnt für Kaiser und Vargas von Rentzell mit einem Gebet, das der Malteserorden für die Sanitäter im Heiligen Jahr veröffentlicht hat. Für Vargas von Rentzell ist der Einsatz in Rom auch aus religiösen Gründen ein besonderer. “Richtig katholisch ist man erst, wenn man die Weltkirche erlebt”, sagt er. Die Möglichkeit, mit Pilgergruppen aus verschiedenen Ländern Gottesdienste zu feiern, erfülle ihn mit Dankbarkeit.
Viele positive Gefühle und neue Erfahrungen haben die Malteser ins Erzbistum Berlin mitgenommen – zusammen mit einer dunkelblauen Krawatte, die der Malteserorden allen Sanitätern für ihren Einsatz in Rom schenkt. Das Accessoire zieren viele kleine Malteserkreuze in den Farben des Heiligen Jahres – Blau, Grün, Gelb und Rot. Die nächste Gruppe aus Berlin wird zur Hauptsaison im Sommer erwartet. Schon das Wetter dürfte dann für viele Einsätze sorgen.