Der Leipziger evangelische Theologe Christian Wolff hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dazu aufgefordert, sich für die Aufnahme von afghanischen Ortskräften und Menschenrechtsaktivisten einzusetzen. Den Betroffenen sei nach dem Rückzug der westlichen Truppen und der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan im August 2021 die Ausreise nach und die Aufnahme in Deutschland zugesichert worden, heißt es in dem Schreiben, das am Montag in Leipzig veröffentlicht wurde. Die amtierende Bundesregierung wolle davon aber nichts mehr wissen.
Wolff hält eine „deutliche Intervention“ des Bundespräsidenten für angebracht. Das bevorstehende Weihnachtsfest könnte laut dem Theologen genutzt werden, um „die Bundesregierung zu einer deutlichen Korrektur ihrer Entscheidung zu bewegen“. An der Frage, wie Deutschland mit den Menschen umgeht, die einst in Afghanistan in ihrem Dienst standen, sowie vor Ort für Menschenrechte eingetreten seien, entscheide sich die Glaubwürdigkeit des Landes.
Derzeit warten den Angaben zufolge etwa 1.800 ehemalige sogenannte Ortskräfte auf ihre Ausreise nach Deutschland. Wolff wirft der Bundesregierung „einen eklatanten Wortbruch“ vor. Die afghanischen Ortskräfte hätten die Grundwerte der deutschen Verfassung in einem schwierigen politischen Umfeld gelebt. Nun drohe diesen Menschen die Ausweisung und Abschiebung aus Pakistan, wo viele auf ihre Ausreise nach Deutschland warten. In Afghanistan seien sie der Willkür der Taliban-Herrschaft ausgeliefert, mahnte Wolff.