Gefängnisse haben Hochkonjunktur auf dem amerikanischen Kontinent. Den Regierungen dienen sie oftmals zu Zwecken der Machtdemonstration. Doch fast immer stecken politische Fehlentwicklungen dahinter.
Nun soll also “Alligator Alcatraz” dazu beitragen, das Migrationsproblem der USA zu lösen. Präsident Donald Trump weilte diese Woche in Begleitung von Sicherheitsministerin Kristi Noem und Floridas Gouverneur Ron DeSantis in den Everglades, um das in Windeseile aus dem Boden gestampfte Abschiebegefängnis zu besuchen.
Trump schickte illegal eingereisten Migranten, die dorthin gebracht werden sollen, eine vor Spott und Zynismus triefende Warnung: Man solle auf der Flucht vor den in den Sümpfen lebenden Alligatoren am besten im Zickzack laufen. Das erhöhe die Überlebenschance um ein Prozent.
Eine wesentliche Aufgabe von “Alligator Alcatraz”, wie es in der Presse genannt wird, besteht also in der Abschreckung. Angesichts der rund um das Gefängnis lebenden Alligatoren und Pythons und der internationalen Medienrezeption dürfte dies sicher gelingen.
Auch andere Faktoren trugen zuletzt dazu bei, dass die Zahl der illegalen Einreisen an der US-Südgrenze auf einem Tiefstand angelangt ist. Beklemmende Bilder der Abschiebung venezolanischer Migranten in das Hochsicherheitsgefängnis Cecot in El Salvador vor einigen Wochen verfehlten ihre Wirkung nicht. Viele lateinamerikanische Migranten haben ihr Vorhaben aufgegeben, die Migrantenherbergen sind vielerorts leer, die Bewegung in Richtung USA erst einmal gestoppt.
Stattdessen melden mittelamerikanische Länder eine Rückkehrbewegung. Aus Mexiko wird berichtet, der Preis für einen durch Schlepperbanden organisierten Grenzübertritt sei auf 10.000 bis 15.000 US-Dollar gestiegen. Zudem ändern sich die Migrationsrouten: Die kriminellen Banden, die den Menschenhandel organisieren, setzen verstärkt auf Tunnel und das Meer.
Derweil wollen die USA es nicht bei “Alligator Alcatraz” belassen. Auch das historische Alcatraz-Gefängnis vor der Küste San Franciscos soll wieder in Betrieb genommen werden. Zumindest ist das ein von der Trump-Regierung ins Spiel gebrachter Plan.
In Lateinamerika gibt es bereits zahlreiche gefürchtete Haftanstalten. Eine ist “El Helicoide” in Venezuela, wo Kritiker des sozialistischen Machthabers Nicolás Maduro eingesperrt werden. “El Helicoide” ist zugleich das Hauptquartier des Geheimdienstes. Es steht im Viertel La Cota in der Hauptstadt Caracas.
“Im Jahr 2018 wurde ich willkürlich in diesem Folterzentrum festgehalten. Deshalb habe ich beschlossen, diese Grausamkeiten, die begangen werden, um Angst und Schweigen zu erzeugen, sichtbar zu machen”, sagt der ehemalige Häftling Victor Navarro der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er habe fünf Monate dort verbracht – ohne die Sonne, die Familie oder einen Anwalt sehen zu können. “Niemand darf mehr in eine solche Situation geraten”, fordert Navarro. Um sein Schicksal für andere sichtbar zu machen, hat er einen virtuellen Rundgang durch seine Zelle entwerfen lassen. Wer das sieht, bekommt eine Ahnung davon, wie schlimm die dortigen Verhältnisse sind.
Die Repressionen gegen Regierungskritiker bleiben nicht folgenlos. Seit Maduros Amtsantritt 2013 sind rund acht Millionen Menschen aus Venezuela geflohen.
Unterdessen berichten Menschenrechtsorganisationen verstärkt über katastrophale Bedingungen in kubanischen Gefängnissen, wo politischen Gefangenen offenbar gezielt Nahrung verweigert wird. Etliche bekommen demnach obendrein “Besuch” von gewalttätigen Mithäftlingen. Auf Kuba steht auch das berüchtigte US-Gefängnis Guantanamo, in dem erst mutmaßliche Islamisten und inzwischen – nach offiziellen Angaben – kriminelle Migranten einsitzen.
Gefängnisse haben Hochkonjunktur auf dem amerikanischen Kontinent. Costa Rica will nun ein ähnliches Hochsicherheitsgefängnis bauen wie Cecot in El Salvador, das zunächst für die Inhaftierung von Gangmitgliedern gedacht war. Mittlerweile werden dorthin gegen eine Millionenzahlung auch abgeschobene Migranten aus den USA verlegt.
In Ecuador sorgten in den vergangenen Jahren Gefängnis-Meutereien mit vielen Toten für erschütternde Bilder. Offenbar wollten die Drogenkartelle beweisen, dass sie das Sagen in den Knästen haben. Eine ähnliche Machtfrage stellt sich in Mexiko, wo Drogenbossen wie “El Chapo” immer wieder spektakuläre Ausbrüche gelungen sind – bis er schließlich in die USA ausgeliefert wurde.