Das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge hat mit dem vorfristigen Abbau einer Ausstellung zu Flüchtlingsschicksalen teils heftige Reaktionen losgetreten. Massive Kritik an dem Schritt gab es unter anderem vom Ökumenischen Vorbereitungsausschuss zur Interkulturellen Woche und von den sächsischen Grünen. Wie am Vortag bekannt geworden war, hatte das Landratsamt die Ausstellung „Es ist nicht leise in meinem Kopf“ am 12. September nach nur einem Tag wieder abbauen lassen. Die Behörde begründete dies mit vermeintlichem „Unmut und Unverständnis von Bürgern und Mitarbeitern“, die die Präsentation hervorgerufen habe.
Die Ausstellung des Flüchtlingsunterstützerkreises im erzgebirgischen Schwarzenberg zu 35 Schicksalen von Geflüchteten sollte am 25. September im Rahmen der Interkulturellen Woche im Foyer des Landratsamtes eröffnet werden. Sie wurde bereits erfolgreich an mehreren Orten in Sachsen gezeigt. Der Flüchtlingsunterstützerkreis kritisierte den Abbau als „ungeheuerlichen Vorgang“.
„Ein Fatales Signal in die Gesellschaft“
Das Landratsamt hatte zur Begründung seines Vorgehens erklärt, in der Präsentation publizierte Äußerungen hätten „bereits in den ersten Stunden nach ihrem Aufhängen“ polarisiert und „für eine aufgeheizte Stimmung unter den anwesenden Betrachtern“ gesorgt.
Die Vorsitzende des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses der Interkulturellen Woche, Beate Sträter, zeigte sich in Frankfurt/Main „schockiert und fassungslos“. Sie nannte die Entfernung der Ausstellung „ein fatales Signal in die Gesellschaft“. Offenbar wolle man die Sorgen und Nöte der Geflüchteten nicht sehen. Diese hätten vielmehr nach dieser Meinung „dankbar und ansonsten still zu sein“.
Sätze spiegeln Lebensrealität der Geflüchteten wider
Die von der Kreisverwaltung kritisierten Sätze spiegelten indes die Lebensrealität von vielen Geflüchteten in Deutschland wider, sagte Sträter. Als Beispiele für polarisierende Aussagen hatte die Behörde unter anderem Sätze von Geflüchteten angeführt wie „Wir sind eingesperrt wie hinter einer Mauer“ oder „Ich habe kein Leben in Deutschland“.
Sträter betonte, Ziel der Interkulturellen Woche sei es, Räume zur Verfügung zu stellen, in denen Menschen sich kennenlernen und austauschen können, anstatt nur übereinander zu reden. „Solch ein Raum wäre die Ausstellungseröffnung im Landratsamt“, fügte sie hinzu. Der Vorbereitungsausschuss forderte Landrat Michael Geisler (CDU) auf, die Ausstellung wieder aufzubauen.
Scharfe Kritik von sächsischen Grünen
Scharfe Kritik kam auch von den sächsischen Grünen. „Das Handeln des Landratsamtes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge stellt eine Zensur eines öffentlichen Diskurses dar“, erklärte deren Co-Vorsitzende Christin Furtenbacher in Dresden. Die Ausstellung müsse umgehend wieder aufgebaut und wie geplant im Rahmen der Interkulturellen Wochen in Pirna vom 25. September an gezeigt werden.
Auch Furtenbacher betonte: „Wir sind ernsthaft besorgt über ein derart massives Eingreifen des Staates in die Meinungsfreiheit.“ Die Ausstellung soll ihr zufolge einen Beitrag zu Akzeptanz und Integration von in Deutschland lebenden Geflüchteten leisten, indem sie sich mit der Lage dieser Menschen auseinandersetzt.