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Die Berlinale soll internationale Verständigung fördern

Drei deutsche Filme konkurrieren bei der Berlinale um die Bären. 20 Filmteams können auf die Hauptpreise hoffen. Das scheidende Leitungsduo setzte bei der Vorstellung ein politisches Zeichen.

Berlinale-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek und der Künstlerische Leiter Carlo Chatrian hatten eine politische Botschaft
Berlinale-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek und der Künstlerische Leiter Carlo Chatrian hatten eine politische BotschaftImago / Cathrin Bach

Statt wie üblich ein paar erklärende Worte zur Auswahl der Filme zu verlieren, hat der künstlerische Leiter der Berlinale, Carlo Chatrian, bei der Programmpräsentation aus aktuellem Anlass ein politisches Statement abgegeben. Zusammen mit Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek erinnerte er in Berlin daran, dass man sich als Kulturinstitution gegen jegliche Form von Diskriminierung stelle und sich für interkulturelle Verständigung einsetze.

Filmfestivals ermöglichten friedlichen Dialog und böten einen Raum für künstlerischen Ausdruck, so das scheidende Leitungsduo der Internationalen Filmfestspiele Berlin weiter. Ihr Mitgefühl gelte allen Opfern humanitärer Krisen in Nahost und darüber hinaus: “Wir möchten, dass das Leid aller wahrgenommen wird und wir mit unserem Programm verschiedene Perspektiven auf die Komplexität der Welt eröffnen.” Chatrian und Rissenbeek werden nach fünf Jahren nach der kommenden Ausgabe von Tricia Tuttle, frühere Leiterin des London Film Festivals, abgelöst.

Berlinale: Diese deutschen Beiträge gehen ins Rennen

20 Filme aus 30 an der Produktion beteiligten Ländern konkurrieren bei der Berlinale vom 15. bis zum 25. Februar um den Goldenen und die Silbernen Bären. Nach fünf deutschen Beiträgen im vergangenen Jahr gehen dieses Mal drei aus der Heimat des Festivals ins Rennen: Regisseur Andreas Dresen (60, “Halt auf freier Strecke”) ist wieder einmal dabei und zeigt sein Drama “In Liebe, Eure Hilde”. Der Film mit Liv Lisa Fries und Johannes Hegemann ist vom Leben der NS-Widerstandskämpferin Hilde Coppi inspiriert.

Auch Regisseur Matthias Glasner kehrt mit “Sterben” als weiterem deutschem Beitrag in den Wettbewerb zurück. Im Zentrum des Dramas stehe eine Familie, für die nicht alles gut laufe, erklärte Chatrian. Mit besonderem Humor versammele der Film ein Top-Ensemble, zu dem unter anderen Lars Eidinger, Lilith Stangenberg, Corinna Harfourch, Ronald Zehrfeld und Robert Gwisdek zählen.

Der deutsch-französische Dokumentarfilm “Architecton” von Victor Kossakovsky geht anhand eines internationalen Architekturwettbewerbs den Visionen von Architekten nach. Die zweite Dokumentation im Wettbewerb, “Dahomey” von Mati Diop, folgt der Rückgabe von kolonialer Raubkunst.

Unter den 20 Filmen im Hauptwettbewerb finden sich 19 Weltpremieren und zwei Debütfilme. Bei sechs Filmen haben Frauen Regie oder Co-Regie geführt. Zu den sechs Filmemachern und Filmemacherinnen, die bereits zuvor im Berlinale-Wettbewerb vertreten waren, zählt auch der südkoreanische Dauergast Hong Sangsoo, der dieses Mal mit “Yeohaengjaui pilyo” (A Traveler’s Needs) einen Film mit Isabelle Huppert präsentiert.

Eröffnungsfilm ebenfalls im Bären-Rennen

In diesem Jahr ist auch der starbesetzte Eröffnungsfilm im Bären-Rennen: die irisch-belgische Weltpremiere “Small Things Like These” (Kleine Dinge wie diese) von Tim Mielants. Das Drama mit Cillian Murphy, Eileen Walsh, Michelle Fairley und Emily Watson erzählt von den Enthüllungen zu den früheren irischen “Magdalenen-Wäschereien”. In diesen von katholischen Frauenorden betriebenen Heimen mussten Frauen, die aus verschiedenen Gründen aus der Gesellschaft ausgestoßen worden waren, unbezahlt schwere Arbeiten verrichten. Ursprünglich waren sie im 18. Jahrhundert als Reformanstalten für Prostituierte gegründet worden.

Auch die Komödien bei der 74. Berlinale erinnerten stets daran, “dass wir Menschen aus Fleisch und Blut sind”, schreibt Chatrian im Programmheft. Der französische Filmemacher Bruno Dumont etwa zeigt im Wettbewerb “L’empire” eine “Star Wars”-Parodie: In einer Parallelwelt herrschen Ritter der interplanetaren Imperien, die die Geburt einer unreinen und unsanften Bestie fürchten, die eine blutige Fehde auslösen könnte. Dann wird ein Kind geboren.

Über die Vergabe des Goldenen und der Silbernen Bären entscheidet wie immer die internationale Jury. Ihr sitzt in diesem Jahr die kenianisch-mexikanische Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong’o (40, “12 Years a Slave”, “Black Panther”, “Star Wars”) vor. Zwei Auszeichnungen stehen bereits fest: Für ihr Filmschaffen werden der italo-amerikanische Regisseur und Oscar-Preisträger Martin Scorsese (81, “Taxi Driver”) mit dem Goldenen Ehrenbären sowie der deutsche Regisseur und Autor Edgar Reitz (91, “Heimat”) mit der Berlinale Kamera geehrt.