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30 Jahre Uwe-Johnson-Preis: Iris Wolff wird ausgezeichnet

Sie ist aus Siebenbürgen nach Deutschland gekommen. Im Norden Rumäniens spielt auch der Roman von Iris Wolff, für den sie jetzt den Uwe-Johnson-Preis erhält.

Im Jahr des 90. Geburtstages von Uwe Johnson (1934-1984) erhält Iris Wolff (46) für ihren Roman “Lichtungen” den Uwe-Johnson-Preis. Die Auszeichnung ist mit 20.000 Euro dotiert und wird am 20. September in Berlin im Rahmen der Uwe-Johnson-Tage verliehen, wie die Jury am Freitag mitteilte. Der Roman erkundet erzählerisch den Norden Rumäniens, des Heimatlandes der in Berlin lebenden Autorin. Wolff erzählt von zeitloser Freundschaft und davon, was es braucht, um sich von den Prägungen der eigenen Herkunft zu lösen.

Wolffs Roman, erschienen im Frühjahr bei Klett Cotta, gehe es darum, “erzählend eine Wirklichkeit, die vergangen ist, wiederherzustellen”, heißt es in der Begründung weiter. Dabei werde offenbar, “auf welche Weise die Zeitläufte in das Leben des einzelnen eingreifen und es zu Brüchen in der Biographie gekommen ist”.

Iris Wolff wurde 1977 in Hermannstadt/Siebenbürgen in Rumänien geboren. 1985 wanderte sie mit ihrer Familie nach Deutschland aus. Später studierte sie Deutsche Sprache und Literatur, Religionswissenschaft sowie Grafik und Malerei an der Philipps-Universität Marburg. Heute lebt sie in Freiburg im Breisgau. Seit 2018 ist sie als freie Schriftstellerin tätig.

Der Johnson-Preis wird seit 1994 vergeben, seit 2005 im Wechsel mit dem Uwe-Johnson-Förderpreis. 2022 erhielt Jenny Erpenbeck die Auszeichnung für ihren Roman “Kairos”. Zu den Preisträgern gehören unter anderen Walter Kempowski, Jürgen Becker, Norbert Gstrein, Joochen Laabs, Uwe Tellkamp, Christa Wolf, Christoph Hein, Lutz Seiler, Jan Koneffke und Irina Liebmann.

Der Preis würdigt herausragende literarische Werke, in denen sich Bezugspunkte zur Poetik von Uwe Johnson finden und deren Blickwinkel unbestechlich und jenseits “einfacher Wahrheiten” auf deutsche Geschichte, Gegenwart und Zukunft gerichtet ist.

Uwe Johnson (1934-1984) wurde in Cammin/Vorpommern als Sohn eines Landwirts und Gutsinspektors geboren. 1945 siedelte die Familie nach Mecklenburg um, 1959 verließ er die DDR. Johnson gehört zu den wichtigsten deutschen Erzählern des 20. Jahrhunderts. Er war Mitglied der Gruppe 47. In seinem Hauptwerk, dem vierbändigen Roman “Jahrestage”, verknüpft er die Geschichte der Gesine Cresspahl, die seit den 1960er Jahren in New York lebt, mit der Geschichte ihres früheren Lebens in Mecklenburg und den Erinnerungen an ihre Eltern im Nationalsozialismus.