Nach Hamburg und Berlin zeigt Dresden gleich zwei Schauen, sein Geburtsort Greifswald feiert ohnehin: Caspar David Friedrich ist vielleicht der berühmteste deutsche Maler. Zu seinem 250. verzaubert sein Werk einmal mehr.
Weite Landschaften, betörendes Licht, nur vereinzelte Menschen: Nicht nur Kunstliebhaber wissen “Caspar-David-Friedrich-Momente” zu schätzen. Die Stadt Greifswald ruft dazu auf, entsprechende Fotos zu teilen – es ist nur eine von zahlreichen Aktionen, die sie zum 250. Geburtstag ihres berühmten Malersohns veranstaltet. Als Caspar David Friedrich am 5. September 1774 in der Hansestadt geboren wurde, gehörte diese noch zu Schweden.
Über 400 Veranstaltungen sind geplant, darunter eine Geburtstagsfeier mit Kostümwettbewerb, Theaterstücke und Zeichenkurse, Wanderungen auf den Wegen, die den Künstler einst inspirierten. Schon im Frühjahr wurden neue Fenster in seiner Taufkirche eingeweiht. Und natürlich zeigt auch Greifswald Ausstellungen rund um “CDF”. In Hamburg hat die Jubiläumsschau einen Besucherrekord erzielt; Pop-Art-Varianten des “Wanderers im Nebelmeer”, die als Merchandise bis hin zu Keks-Ausstechern angeboten wurden, lotsten die Massen in die Säle der Kunsthalle.
Was fasziniert an diesem Maler so sehr? Ist es ein Hang zur Melancholie, der den Deutschen mitunter nachgesagt wird? Die Sehnsucht nach einer vermeintlich heilen Welt? Oder sind es scheinbar offenkundige Bezüge zur Gegenwart, etwa zur Klimakrise? Letzteres greift ein gigantisches Wandbild in Köln-Kalk auf, schon vor fünf Jahren vom Künstlerensemble Innerfields geschaffen: Hier blickt Friedrichs “Wanderer” auf die Domstadt, die von Rauchschwaden eingehüllt ist; ein auf Grund gelaufenes Schiff erinnert zugleich an sein “Eismeer”-Gemälde wie auch an die Flüchtlingsboote auf dem Mittelmeer.
Florian Illies ist dem Phänomen Friedrich auf die Spur gegangen. Sein Buch “Zauber der Stille” ist ein Bestseller. Die Passivität der Figuren, die der Maler oft in Rückenansicht festgehalten hat, wecke etwas im Betrachter, erklärt Illies in einem Video des Fischer Verlags. Man könne sich in sie hineinversetzen, fühle sich ihnen verbunden, “und es entstehen Bilder von unglaublicher Sehnsucht”.
Illies verweist auch auf die vielen Landschaftsfotos, die heute auf Instagram und Co. gepostet werden – mit dem Namen des Malers als Hashtag. “Welchem Künstler ist das schon gelungen?”, fragt der Kunsthistoriker. So unterschiedliche Figuren wie Johann Wolfgang von Goethe, Walt Disney und Samuel Beckett hätten sich wiederum von Friedrich bewegen und anregen lassen.
Geboren als sechstes von zehn Kindern, verliert der Junge, der später als Inbegriff der romantischen Malerei gelten sollte, mit 13 Jahren seinen Bruder: Dieser hatte versucht, ihn zu retten, nachdem er beim Schlittschuhlaufen ins Eis eingebrochen war. Eis und Wasser werden zentrale Themen seiner Kunst. Als er später depressiv erkrankt, nennt er dieses Ereignis als möglichen Ursprung.
Als Jugendlicher nimmt Friedrich bereits Zeichenunterricht, er studiert an der Kunstakademie in Kopenhagen. Sein erstes Ölgemälde widmet sich einem religiösen Thema: “Das Kreuz im Gebirge” (1808) stößt auf Begeisterung und Widerspruch – unter seinen Zeitgenossen, aber letztlich bis heute. Während die einen das Bild als “das schönste” bezeichnen, finden andere es allzu rührselig. Später liefert er einen Entwurf für den Altar der Greifswalder Marienkirche, der abgelehnt wird. Friedrich habe geglaubt, dass Gott sich in der Natur offenbare, sagt Experte Illies – und wenn er den Himmel gemalt habe, sei das für ihn “Gottesdienst” gewesen.
Wanderungen in der Sächsischen Schweiz oder Reisen auf die Insel Rügen sind weitere Quellen, aus denen der Künstler schöpft. 1824 wird er Professor an der Dresdner Königlichen Kunstakademie – betont aber, dass Lehrende der Kunst sich davor hüten sollen, anderen ihre Regeln aufzubürden. “Nicht alles lässt sich lehren, nicht alles erlernen und durch bloßes totes Einüben erlangen”, so seine Überzeugung.