Seit 25 Jahren besteht der Verein “Gesicht Zeigen!”, der sich für eine demokratische Zivilgesellschaft engagiert. Der Sänger Sebastian Krumbiegel gratuliert – und ruft zugleich dazu auf, die Demokratie zu verteidigen.
Der bundesweit gegen Rassismus tätige Verein “Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland” feiert an diesem Sonntag sein 25-jähriges Bestehen. “Demokratie ist wie ein Muskel – wenn er nicht trainiert wird, dann verkümmert er. Wir sehen uns als Trainer für diesen Muskel”, sagte Geschäftsführerin Sophia Oppermann am Freitag im rbb-Inforadio. Derzeit geht aus Sicht des Vereins die größte Gefahr für die Demokratie vom Rechtsextremismus aus. “Ich glaube, da sind wir uns mit den meisten Innenministern dieses Landes und dem Verfassungsschutz einig”, so Oppermann.
Der Sänger Sebastian Krumbiegel gratulierte und würdigte die Bedeutung des Vereins. “Er scheint wichtiger denn je zu sein”, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Schon vor 25 Jahren war es überfällig, sich mit dem Erstarken von Rechtsextremismus und Antisemitismus auseinanderzusetzen.” Mittlerweile säßen Neonazis in den Parlamenten. “Demokratie muss aktiv gegen ihre Feinde verteidigt werden, damit sie nicht vor die Hunde geht”, sagte der Frontmann der Band “Die Prinzen”.
Krumbiegel sieht die Zivilgesellschaft in der Pflicht: “Meine Großmutter hat mir, als ich 15 Jahre alt war, vom 9. November 1938 erzählt, als in Deutschland die Synagogen brannten. Sie sagte mir unter Tränen, dass sie sich so schäme, nichts dagegen getan zu haben.” Genau das könne und dürfe er ihr nicht vorwerfen, “aber all denen, die heute nichts gegen diese faschistischen Entwicklungen tun, schon.” Laut Krumbiegel hilft “Gesicht Zeigen!” dabei, einen “politischen Kompass zu bewahren, der uns alle vor einer Wiederholung der Geschichte bewahren kann”.
Der Verein initiiert nach eigenen Angaben seit dem Jahr 2000 öffentliche Kampagnen für Zivilcourage und Demokratie, organisiere Fortbildungen und vernetze sich bundesweit zu verschiedenen Themen. Ziel sei es, Menschen zu ermutigen, sich aktiv gegen Rassismus und Rechtsextremismus zu engagieren. “Wir können als Bürgerinnen und Bürger nicht sagen: Polizei, Justiz und die Parteien, die machen das schon, und wir ruhen uns aus”, so Oppermann. “Wir sind selbst dafür verantwortlich, dass die Demokratie lebendig bleibt.”
Oppermann sagte, der Rechtsextremismus habe einen “verlängerten parlamentarischen Arm bis in sämtliche Landes- und das Bundesparlament”. In diesem Kontext verwies sie auch auf die am Donnerstag erfolgte Einstufung des brandenburgischen AfD-Landesverbandes als “gesichert rechtsextrem” durch den Verfassungsschutz.