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2024 ist Schaltjahr – Leckerbissen für Statistiker

In Deutschland leben rund 55.000 Menschen, die an einem 29. Februar geboren wurden. In diesem Februar können sie so richtig auf die Pauke hauen – denn es ist Schaltjahr.

Statistiker und Freunde der Mathematik sind in diesen Tagen gefordert. Schließlich ist Schaltjahr – der Februar hat 29 Tage und verlängert sich um den kommenden Donnerstag. Und damit muss vieles anders berechnet werden als in normalen Jahren.

Bleibt, wer am 29. Februar geboren wurde, länger jung, weil er nur alle 4 Jahre Geburtstag hat? Immerhin leben in Deutschland etwa 55.000 Schalttagskinder. Müsste man nicht in einem Schaltjahr mit 366 Tagen mehr verdienen als zu normalen Zeiten? Lohn und Rente werden möglicherweise einen Tag später ausgezahlt. Für die Antwort auf solche Fragen gibt es klare Regeln, wie eine Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) beim Statistischen Bundesamt zeigt.

Warum es ein Schaltjahr gibt, ist nicht ganz einfach zu erklären: Die Erde braucht bei der Umrundung der Sonne nicht genau 365 Tage, sondern 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden. Das so genannte Sonnenjahr dauert also knapp sechs Stunden länger als ein normales Jahr.

Diese Differenz muss ausgeglichen werden. Bereits im dritten Jahrhundert vor Christus halfen ägyptische Astronomen der Erde erstmals auf die Sprünge und führten einen zusätzlichen Kalendertag ein. 45 vor Christus übernahm Julius Cäsar für das Römische Reich diese Regelung. Er ließ die Länge der einzelnen Monate offiziell festlegen und schrieb einen alle vier Jahre begangenen Schalttag fest. Weil im römischen Kalender der Februar der letzte Monat war, wurde ihm der Schalttag hinzugefügt.

Auch dann noch aber blieb eine kleine Ungenauigkeit von jährlich elf Minuten. Dieser winzige Fehler blähte sich allerdings auf und führte schließlich dazu, dass sich im 16. Jahrhundert Frühling-, Sommer-, Herbst- und Winteranfang um mehr als zehn Tage nach vorne verschoben hatten.

Abhilfe brachte erst Papst Gregor XIII. mit einer Radikallösung: 10 Tage oder 240 Stunden fielen 1582 schlichtweg unter den Tisch. Auf den 4. Oktober folgte unmittelbar der 15. Oktober 1582. Der Papst an der Spitze des Fortschritts: Zugleich wurden im gregorianischen Kalender, der bis heute gilt, die Schalttagsregelungen weiter präzisiert, um künftige Verschiebungen zu vermeiden. Zwar gab es weiterhin jedes vierte Jahr ein Schaltjahr. Der Extra-Tag fällt allerdings dann aus, wenn die Jahreszahl durch 100, aber nicht durch 400 teilbar ist. Durch diese Finesse hat nun jeder 400-Jahre-Zyklus nicht mehr 100 Schaltjahre, sondern nur noch 97.

Doch wie gehen nun Statistiker und Juristen mit den Tücken des Schaltjahres um? Im Bürgerlichen Gesetzbuch gibt es sogar eine Regelung für Menschen, die am 29. Februar geboren sind. Aus Paragraf 188 folgt, dass an einem 29. Februar Geborene ihre Volljährigkeit zum 18. Geburtstag zum 1. März erhalten. Arbeitgeber haben in einem Schaltjahr einen Tag mehr Zeit, um fristgerecht Kündigungen auszusprechen.

Geht es um die Zahl der Geburten in Deutschland, wird pro Jahr abgerechnet. Anders bei der Berechnung der statistischen Geburtenkennzahlen – etwa der durchschnittlichen Kinderzahl nach Alter der Frau: Dabei wird berücksichtigt, ob ein Jahr 365 oder 366 Tage hat. Übrigens wurden in den vergangenen 10 Jahren am einem Februartag im Durchschnitt 2.000 Kinder geboren. In den vergangenen beiden Schaltjahren 2020 und 2016 sind am 29. Februar allerdings weniger Babys auf die Welt gekommen als an einem durchschnittlichen Februartag. Am 29. Februar 2020 waren es 1.700. Und am 29. Februar 2016 kamen 1.810 Jungen und Mädchen auf die Welt.

Bei den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen wird zwar die Zahl der jährlichen Arbeitstage berücksichtigt – aber die unterscheidet sich auch unabhängig von Schaltjahren wegen der Feiertage und Sonntage. So gibt es trotz Schaltjahr 2024 mit 248,8 rund 0,6 Arbeitstage weniger als 2023. Das liegt daran, dass die Feiertage 2024 arbeitnehmerfreundlicher liegen – also seltener an einem Wochenende. Die Zahl der Arbeitstage hat auch Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung. Durchschnittlich bedeutet ein Arbeitstag mehr, dass das Bruttoinlandsprodukt um rund 0,1 Prozentpunkte höher ist.

Müsste es nicht im Schaltjahr höhere Löhne geben?: Nein, denn aufgrund von Feiertagen und Wochenenden fällt das Schaltjahr vermutlich gar nicht so sehr ins Gewicht. Die Zahl der Arbeitstage schwankt in jedem Jahr. Den höchsten Wert mit 252,8 Arbeitstagen gab es 2004, den niedrigsten mit 246,9 Tagen im Jahr 1991.