Manche Ereignisse bleiben jenen für immer im Gedächtnis, die sie bewusst verfolgt haben: der Mauerfall zum Beispiel oder die Terroranschläge vom 11. September 2001. Das gilt auch für den Zweiten Weihnachtstag vor 20 Jahren. Damals wachten die Menschen hierzulande mit den erschütternden Nachrichten von der Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean auf, bei der auch deutsche Winterurlauber ihr Leben verloren. Die anderthalbstündige ZDF-“Terra X History”-Dokumentation “Überlebt! Tsunami 2004” blickt am Dienstag, 26. November, um 20.15 Uhr auf die Naturkatastrophe zurück.
Die gigantischen Flutwellen waren ein Schock für die Welt. Unter den rund 230.000 Todesopfern aus 50 verschiedenen Staaten waren auch 537 Deutsche. In der ZDF-Dokumentation erinnern sich vor allem deutschsprachige Überlebende daran, wie sie der zerstörerischen Flut entkamen und wie dieser Tag ihr Leben veränderte.
ZDF-Doku: Starke Emotionen und Fakten
Die Filmemacherin Sonja von Behrens hat bereits 2011 die ZDF History”-Doku “Die Todeswelle – Tsunami 2004” gedreht. Zum 20. Jahrestag wollten sie und die ZDF-Redaktion “Terra X History” zunächst nur in Thailand drehen. Dann aber habe man sich entschlossen, auch Menschen in Sri Lanka und Indonesien zu Wort kommen zu lassen. “Da die Erzählungen der Überlebenden und Experten so starke Emotionen und Fakten transportieren, versuchen wir, weitestgehend auf Kommentare zu verzichten”, erklärt die Filmemacherin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Sensibel zeichnet die Dokumentation die Ereignisse nach: Als sich um 7.58 Uhr Ortszeit der Meeresgrund vor der indonesischen Insel Sumatra um zehn Meter hob, ahnte niemand, dass eine der größten Naturkatastrophen der jüngeren Menschheitsgeschichte dort ihren Anfang nahm. Vergleichbar mit der Energie von 15.000 Hiroshima-Bomben schlug das Beben mit einer Stärke von 9,1 auf der Richterskala aus. Es war eines der stärksten Beben, das je auf der Welt gemessen wurde; in der Folge raste eine über 1.000 Kilometer lange Flutwelle ungebremst auf die Küsten der Anrainerstaaten zu und hinterließ Tod und Verwüstung.
Tsunami: Monsterwelle entwickelt unvorstellbare Kräfte
Renommierte Wissenschaftler wie Jörn Lauterjung vom GeoForschungsZentrum des Helmholtz-Zentrums in Potsdam erläutern in der Doku, wie es zu der Monsterwelle kam, welche unvorstellbare Kraft sie entfesselte – und wie man sich in Zukunft vor solch einer gigantischen Naturkatastrophe besser schützen kann.
Beeindruckend offen schildern die Überlebenden – unter ihnen auch die Schauspielerin Natalia Wörner, die im thailändischen Khao Lak zum Schnorchel-Urlaub war – ihre Erfahrungen und Erinnerungen. Die Schweizerin Petra Stelzer ist es leid, in eine bestimmte Ecke gestellt zu werden. “Mich bringt es einfach auf die Palme, wenn man mich Tsunami-Opfer genannt hat”, sagt sie. “Ich bin eine Überlebende, Punkt. Ich bin kein Opfer.”
Filmemacherin blickt nach vorn
Überrascht hat sie nach eigenen Worten, dass eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen zeitnahen Tsunami im Mittelmeer bestehe. Dort gibt es deshalb inzwischen Evakuierungsrouten; “darauf werde ich in meinem nächsten Urlaub an der Mittelmeerküste achten”, sagt von Behrens. Persönlich beeindruckt habe die erfahrende Filmemacherin, dass Menschen, die sehr schwere Schicksale zu meistern hatten, danach oft sehr dankbar für ihr Leben seien. “Das Leben nach einer solchen Katastrophe geht weiter – und oftmals auch gut.”
Ihr Dokumentarfilm ist interessant und intensiv – auch im Abstand von 20 Jahren. Durch Sorgfalt und Fingerspitzengefühl ist es ihr gelungen, vielen Zeugen eine Stimme zu geben. Überraschend ist zudem ihre Botschaft am Ende des Films: Ungeachtet seiner verheerenden Zerstörung habe der Tsunami auch etwas Positives bewirkt. So gibt es inzwischen eine gute internationale Zusammenarbeit bei der Tsunami-Warnung. Und dank technischer Weiterentwicklung können Tsunami auslösende Erdbeben oder Vulkanausbrüche unter Wasser in Echtzeit analysiert werden.
Das ZDF zeigt die Doku “Überlebt! Tsunami 2004” am Dienstag, 26. November, um 20.15 Uhr.