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2.000 Buddhas aus aller Welt – Großes Museum in kleinem Moselort

Im rheinland-pfälzischen Traben-Trarbach zeigt Europas wohl größtes Buddha-Museum, wie vielfältig und zeitlos Buddhas Lehre ist. Mehr als 2.000 Statuen erzählen von spiritueller Suche und der Sehnsucht nach Erleuchtung.

In Gärten, Restaurants, Wellness-Oasen oder im heimischen Schlafzimmer – Statuen von Buddha sind scheinbar überall zu finden. Der Buddhismus zieht Anhänger auf der ganzen Welt in seinen Bann – nicht nur als Glaube im herkömmlichen Sinn, sondern als Weg zur Erkenntnis. Hunderte Millionen Menschen folgen heute der Lehre Siddharta Gautamas: ein Prinz, der sich einst auf die Suche nach Wahrheit begab und die Erleuchtung unter einem heiligen Feigenbaum fand. Einen umfassenden Einblick in Geschichte und Kultur des Buddhismus bietet das nach eigenen Angaben europaweit größte Buddha-Museum im rheinland-pfälzischen Traben-Trarbach.

“Wir haben hier eine Sammlung von Weltrang”, sagt Lydia Unger. Die Leiterin des vor 16 Jahren von einem Unternehmer eröffneten Museums betont, dass die mehr als 2.000 Statuen aus allen buddhistischen Richtungen stammen: “Aus fast 2.000 Jahren, aus verschiedenen Epochen und Dynastien – das macht diese Sammlung so einmalig in der Welt in Bezug auf diese Vielfalt der Buddha-Statuen.”

Das größte Exponat misst über fünf Meter und steht auf einem Innenhof der ehemaligen, denkmalgeschützten Sektkellerei – unmittelbar an der Mosel zwischen Koblenz und Trier gelegen. Das kleinste ist nur einige Millimeter groß. Tausende Quadratmeter über mehrere Etagen, Zwischengeschosse, Dachgarten und Keller laden weitläufig zum Entdecken ein. Besucherinnen und Besucher kommen – wie die Statuen – aus aller Welt.

Denn der Moselort ist ein sogenannter touristischer Hotspot, der Kreuzfahrtschiffe und Gäste aus den USA, Australien oder Israel anzieht. “Das internationale Publikum ist jedes Mal begeistert – speziell die aus Großbritannien, die durch die Geschichte des Empires eine stärkere Verbindung zu anderen Ländern haben”, berichtet die Leiterin des privaten Museums.

Der Buddhismus zählt zu den großen Religionen der Welt, unterscheidet sich aber von sogenannten Glaubensreligionen wie dem Christentum, Judentum oder dem Islam. Buddhas Lehre ist im Gegensatz dazu die einer Erfahrungsreligion, eine “Lehre des Geistes”. Demnach ist es für jeden Menschen möglich, Erleuchtung zu erfahren.

“Wir haben fünf der ältesten Buddha-Statuen der Welt hier”, berichtet Unger. Diese kommen aus dem Gebiet des heutigen Afghanistan und Pakistan, als diese Gebiete zum indischen Reich gehörten. “Einst sagten sich die dortigen Menschen: Wir möchten Statuen unseres Buddha und fertigen die ersten an – das ist 1.800 Jahre her.”

Da Buddha vor etwa 2.500 Jahren lebte, war nicht bekannt, wie der Fürstensohn Siddharta Gautama ausgesehen habe; die Anhänger formten ihn nach ihren eigenen Vorstellungen. Entsprechend abwechslungsreich ist die Ausstellung. Formen, Farben, Materialien und Darstellungen der Gesichtszüge – kein Buddha gleicht dem anderen. “Ein Buddha ist aus Ton, den hat uns der König von Bhutan geschenkt”, sagt Unger.

Doch gezeigt wird nicht allein Buddha. “Wir sind genau genommen ein Museum für buddhistische Statuen, denn es gibt ja auch transzendente Helferwesen. Diese entsprechen ungefähr Engeln und Heiligen im Christentum”, erklärt die Leiterin. Doch es gibt keinen personifizierten Gottesbegriff oder einen Schöpfergott in der buddhistischen Lehre.

Gautama selbst gehört laut Philosoph und Religionswissenschaftler Volker Zotz “zu den bekanntesten Personen der Weltgeschichte” – obgleich kaum etwas tatsächlich gesichert über ihn bekannt sei. “Schon seine Lebensdaten bleiben unklar”, zwischen gleichermaßen plausiblen Angaben klaffen mehr als hundert Jahre, schreibt Zotz im mehr als 500 Seiten umfassenden Ausstellungskatalog “Buddha”.

Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte unweit der saarländischen Landeshauptstadt Saarbrücken zeigte vor einigen Jahren eine umfassende Schau zur buddhistischen Kunst. “Keinem Zweiten sind in Asien so viele und derart hohe Denkmäler errichtet worden,” so Buddha-Experte Zotz weiter.

Praktische Anwendung findet der Buddhismus wenige Autostunden entfernt in Otterberg – im Shaolin Temple Europe, ebenfalls in Rheinland-Pfalz gelegen. Nahe Kaiserslautern lehrt dort Shaolin-Meister Shi Heng Yi in einem buddhistischen Kloster. Hier geht es in Training und Meditation darum, den eigentlichen Wesenskern eines Menschen zu erkennen.

“Durch Identifizieren entsteht Trennung, durch jedes gesprochene Wort entsteht Trennung”, erklärt Shi Heng Yi. Es sei nicht möglich, mit Worten zu beschreiben, worin der Mensch eingebettet sei; daher gebe es im Buddhismus Traditionen des Schweigens. Für den Shaolin-Meister sind auch christliche Schweige-Klöster sinnvoll: In Kontakt kommen mit sich selbst, sich verbunden fühlen – ob mit dem Leben an sich, einer höheren Instanz oder eben auch mit Gott. Dieser Gedanke taucht sowohl in christlichen als auch in buddhistischen Traditionen auf.