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1517 – Eine Rückrundreise

In die Lutherstadt Wittenberg vor 500 Jahren eintauchen lässt das Riesenrundbild des Künstlers und Architekten Yadegar Asisi

Steffen Schellhorn

Wittenberg – Im 360-Grad-Pano­rama „Luther 1517“ des Künstlers Yadegar Asisi kann der Besucher in das bunte Gewimmel von Wittenberg vor 500 Jahren eintauchen. Das Riesenrundbild zeigt den Reformator Martin Luther (1483-1546) und seine Zeitgenossen in einer Szenerie auf dem Schlossplatz in Wittenberg, vor der Schlosskirche mit Thesentür, dem Stadttor und der Stadtkirche. Das rund 4,5 Millionen Euro teure Panorama ist für die Öffentlichkeit zugänglich.
Mit Sound- und Lichteffekten kann der Besucher den Wechsel von Tag und Nacht miterleben und sich in das Geschehen um 1517 zurückversetzt fühlen. Das 15 mal 75 Meter große Panorama hat eine Bildfläche von 1100 Quadratmetern.
Das Kunstwerk biete einen „niedrigschwelligen Zugang“ zum reformatorischen Denken vor 500 Jahren, sagte die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Schirmherrin des Projekts, Margot Käßmann, bei der Eröffnung in Wittenberg. Die Reformation sei nicht nur ein kirchliches oder theologisches Ereignis gewesen, sondern von welthistorischer Bedeutung. Im Panorama könnten die Stadt Wittenberg und das damalige Leben noch einmal ganz anders wahrgenommen werden.

Neue Denkanstöße im „Gedenk- und Gefühlsraum“

Asisi betonte, das Bedeutende am Erbe Martin Luthers sei für ihn die Forderung des Reformators nach Selbstbestimmung: „Das ist heute hochaktuell und ein Wunsch, den wir alle in uns spüren.“ Für ihn selbst sei Wittenberg, als er in der DDR aufgewachsen sei, ein weißer Fleck gewesen, sagte Asisi. Er habe sich erst mit Religion beschäftigt, nachdem er die DDR verlassen habe. Bei dem Kunstwerk „Luther 1517“ gehe es ihm um Emotionalität, um einen „Gedenk- und Gefühlsraum“ und neue Denkanstöße.
Martin Luther ist gleich in verschiedenen Situationen und Lebensaltern auf dem Rundbild zu entdecken. Hinzu kommen Zeitgenossen wie Friedrich der Weise, Philipp Melanchthon, Lucas Cranach, Katharina von Bora, Thomas Müntzer und Ernst von Wettin sowie Adlige, Bauern und Handwerker. „Luther 1517“ bildet einen Zeitraum von 30 Jahren rund um das Jahr der Veröffentlichung der 95 Thesen des Theologen ab. Von einer Besucherplattform in der Mitte des neuen Gebäudes kann das Geschehen aus mehreren Perspektiven und Ebenen betrachtet werden.
Das in Kooperation mit dem Verein Reformationsjubiläum 2017 und der Lutherstadt Wittenberg entstandene Projekt soll für mindestens fünf Jahre in dem neu errichteten Ausstellungs-Rundbau zu sehen sein. Betreiber ist die 2015 gegründete gemeinnützige Luther 1517 GmbH.
Zum Reformationsjubiläum 2017 werden im kommenden Jahr eine halbe Million Besucher erwartet. In den folgenden Jahren wird mit jährlich 150 000 bis 200 000 Besuchern gerechnet.
Der 1955 in Wien geborene, in Sachsen aufgewachsene und seit 1979 in Berlin lebende Yadegar Asisi hat bereits in mehreren Städten, darunter Berlin, Dresden und Leipzig, monumentale Panoramabilder geschaffen. Auch in Pforzheim in Baden-Württemberg und in Rouen in Frankreich sind seine Panoramen zu sehen.

Das Panorama „Luther 1517“ ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet elf Euro, ermäßigt neun Euro und für Kinder vier Euro. Internet: www.r2017.org, www.asisi.de.