Da knien sie wieder. Junge Menschen. 14 Jahre alt. Aufgeregt. Verlegen. Manchmal etwas linkisch. Die meisten voll in der Pubertät: die Konfirmandinnen und Konfirmanden 2015.
Konfirmation, das heißt: Junge Menschen werden religionsmündig. Sie wählen nun eigenständig und bewusst ihre Religion. (Die Theologen sagen: Der Konfirmand bekräftigt den Bund mit Gott, den Eltern und Paten stellvertretend für ihn bei der Taufe geschlossen haben).
Wenn man die jungen Menschen da vorn in den ersten Reihen der Kirchenbänke sieht, wie sie zwischen großem Ernst und kindlichem Herumalbern übergangslos wechseln, mag man seine Zweifel bekommen: nicht mehr Kind und noch nicht Erwachsener – die sollen jetzt ihren Glauben bekennen? Bewusst ihre Religion wählen?
Können die das denn überhaupt schon? Können die das verantworten?
Aber warum denn nicht? Fragt man Konfirmandinnen und Konfirmanden, warum sie sich konfirmieren lassen, erlebt man eine Überraschung: Nicht Geld und Geschenke stehen an erster Stelle, wie oft vermutet. Eine Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland von 2009 ergibt etwas ganz anderes. Ganz weit oben auf der Liste der Gründe (gleich nach „Familienfeier“) steht: „Weil ich den Segen Gottes empfangen will.“
Familientradition und Segen. Warum sollte man 14-Jährigen nicht abnehmen, dass es ihnen damit ernst ist. „Ich will den Segen Gottes empfangen.“ Das ist vermutlich klarer formuliert, als es viele Ältere sagen können.
Ein Kind erkennt wie ein Kind. Ein Erwachsener wie ein Erwachsener. Und die Konfirmanden – nun, sie denken und empfinden halt irgendwo dazwischen. In ihrem eigenen Rahmen. Wenn Jesus die Kinder ernst nahm („Lasst die Kinder zu mir kommen“), warum sollte man 14-Jährigen diese Ernsthaftigkeit absprechen?
Zweifel an der Konfirmation entzünden sich oft an einer ganz bestimmten Stelle. Oft, sehr oft sieht man die jungen Leute nach der Konfirmation nicht wieder. Statt in die Gemeinde hinein konfirmiert zu werden, werden sie aus der Kirche heraus konfirmiert.
Auch da ist es aufschlussreich, genauer hinzuschauen. Die meisten Konfis sind mit ihrer Konfirmandenzeit hochzufrieden: Zwei Drittel der in der EKD-Studie befragten Jugendlichen fanden Gruppengemeinschaft, Angebote, Freizeiten, Konfi-Camps und Ausflüge toll.
Die Probleme tauchen auf, wenn die jungen Leute nicht mehr in ihren Gruppen zusammen sind, sondern nach der Konfirmation in der „normalen“ Ortsgemeinde ein Zuhause finden sollen. Das klappt oft nicht. Mehr als die Hälfte der befragten Konfis fand Gemeinde und normalen Gottesdienst „langweilig“.
Jugendliche und Glaube. Pubertät und Religion. Das passt durchaus zusammen. Wir Älteren müssen nur bereit sein, diesen jungen, aufgeregten, ungezogenen, linkischen Menschen Raum zu geben. Und Respekt. Gerade, weil sie anders sind als wir.